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diesen Sommer über Parochial- und Beichtverhältnis zu schreiben, Grenzen zu ziehen, nachzuweisen, daß die Landeskirchen nur dann Leben bewahren können, wenn sie das Beichtverhältnis lösbarer machen, wenn bei aller Stätigkeit des Parochialverhältnisses die Gläubigen hin und her sich um die Altäre solcher Geistlichen scharen dürfen, welche kirchlichen Sinnes sind.... Im Beichtverhältnis liegt für die, welche versuchen wollen, in den Landeskirchen zu bleiben, die letzte Zuflucht.“

 Löhe führte den hier angekündigten Plan auch aus und legte einer Pastoralkonferenz, welche am 14. Juli 1852 zu Nürnberg versammelt war, eine Reihe von Sätzen über das Beicht- und Parochialverhältnis zur Überlegung und Besprechung vor.

 Damals hatte diese Frage mehr nur theoretischen Wert, nun aber in folge der kirchlichen, vielmehr widerkirchlichen Bewegungen des Jahres 1856 gewann sie für Löhe unmittelbar praktische Bedeutung. Hatte er und seine Freunde sich um des Gewissens willen gegen das geringere Übel der Abendmahlsmengerei in den Stand der Protestation gesetzt, so schien die durch die Vorgänge des Jahres 1856 geschaffene Lage ihm noch viel gewissensbeschwerender zu sein und ein Thatzeugnis gebieterisch zu fordern. Und nicht bloß einen Akt des Zeugnisses achtete er für geboten, sondern ebenso sehr einen Akt der Fürsorge für die von gleicher Gewissensnot bedrängten gläubigen Laien hin und her in den Gemeinden, denen aus Gründen konfessioneller Treue der Sakramentsgenuß an ihren heimischen Altären unmöglich war.

 So richtete er denn unter dem 22. April 1857 eine außer ihm noch von 9 Geistlichen (denen sich jedoch später noch mehrere anschlossen) unterzeichnete Eingabe an das Oberkonsistorium, die in der Erklärung gipfelte, daß er und seine Freunde, wenn sie nicht ihr Gewissen, ihren Lebensgang und Gottes Wort Lügen strafen wollten, sich genötigt sähen, in Zukunft mit denjenigen Gemeinden

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/444&oldid=- (Version vom 1.8.2018)