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hatten. Doch dieser Jammer liegt in dem Unverstande der Persönlichkeiten und wird samt der erbärmlichen Last der Schreiberei, welche aus Zuchtfällen kommen kann, zu dem Kreuz zu rechnen sein, welches wir Pfarrer nun einmal bei den gegenwärtigen Einrichtungen unvermeidlich haben und tragen müssen. Du siehst hieraus, daß wir uns der Aufsicht auch in Zuchtfällen nicht entziehen wollen. Andere denken wie ich.

 Aber damit sind wir nicht aus der Not. Ich will einige Beispiele geben. Zwei Knaben aus meiner Gemeinde sind Lehrlinge bei Meistern einer nahe liegenden Stadt. Andere sind in meiner Gemeinde Lehrlinge, kommen von auswärts. Der Dienstbotenwechsel bringt einen immerwährenden Verkehr der Gemeinden hervor. Bei Gemeinden wie z. B. die hiesige ist eine Art amerikanischen Kommens und Gehens. Eine Familie verkauft und zieht ab, die andere zieht her. Bei Verehelichung ist derselbe Verkehr. Aus diesen Beispielen ergiebt sich doch, daß kein Pfarrer einen abgeschlossenen Wirkungskreis hat; wir sind, wie es ist, in der That Pfarrer eines größeren Ganzen. Eine Gemeinde wirkt auf die andere.

 ....Was brauchen wir in solchen Verhältnissen, um in solchem Zusammenhang (εἷς ἄρτος, ἓν σῶμα οἱ πολλοί ἐσμεν 1 Kor. 10, 17) verharren zu können mit den armen Schafen, die wir nicht um des Elends willen verkommen und verderben lassen können? Act. 20, 26–28.

 Ich will es einfach sagen:

1) Geht mir ein Kind in Lehr und Dienst in eine andere Gemeinde, so kenne ich entweder die Pfarrer und Gemeinde, oder nicht. Im letzteren Falle warne ich und belehre, im ersteren handle ich nach Befund. Weiß ich, daß Pfarrer und Gemeinde so sind, daß man sich anschließen kann (ich mache die mildeste
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/456&oldid=- (Version vom 1.8.2018)