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geordneten Kirche eine freie Bewegung möglich sein, sonst erstickt das Gute, und das Böse macht sich doch Bahn.

 O daß Ihr hier hülfet! Es würde Bruch vermieden und die bayerische Landeskirche gienge mit Gutem voran. – Man kann zwar fürchten, daß die Scheidung angebahnt würde. Aber man darf froh sein, wenn so der Weg des Friedens gebahnt wird. Ich möchte hier eine Bemerkung anfügen, welche nicht gerade im strengsten Zusammenhang steht, aber doch auch die Freiheit des Beichtverhältnisses betrifft. Meine besseren Gemeindeglieder haben von mir Erlaubnis, in jeder rechtgläubigen Gemeinde das Abendmahl zu nehmen. Ich gebe ihnen gerne Zeugnisse. Meine Kirchenvorsteher haben schon mit denen einer anderen Gemeinde das Sakrament genommen. Sie sind nur desto treuer. Ich meine, auch das muß unter einer leichten und erleichternden Form geschehen dürfen. Bei einer Revision der Beichtordnung ließe sich das alles so gut ordnen und würde schwerlich Rumor machen. Es ist ja nur Regelung des freien Willens.

 Laß mich zu den Pfarrern kommen. Es ist richtig, daß sie für ihr persönliches Leben den andern Christen gleich stehen und auch für sie das oben Gesagte gilt. Auch ist es richtig, daß sie zur Ausübung der Zucht durch Gott und Menschen bereits bevollmächtigt sind, keine Ermächtigung bedürfen. Sie müssen ja freilich verklagt werden können, wenn sie ihre Befugnisse überschreiten, und es wäre dann nur zu wünschen, daß bei solchen Klagen Richter (Dekane und Konsistorialräte) da wären, die Erfahrung in der Sache hätten und statt juristisch, so entschieden, wie es das Seelenheil der Gemeindeglieder erfordert. Ich kenne Fälle genug, aus denen sich beweisen läßt, daß die Gemeindeglieder nach Form weltlicher Prozesse ihren Pfarrern gegenüber recht bekamen, zu ihrem großen Seelenschaden recht bekamen; während vor dem Auge derer, welche die Verhältnisse kannten, die Pfarrer vollkommen recht

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/455&oldid=- (Version vom 1.8.2018)