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vom 26. Februar 1830 nur auf Städte oder solche größere Gemeinden, an welchen mehr als ein Geistlicher steht. Von ihr aus läßt sich direkt keine weitere Anwendung machen.“

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 In Erwiderung auf diesen Brief entgegnete Löhe (anknüpfend an eine inzwischen gepflogene mündliche Besprechung mit Harleß), daß er von dem Vorschlag des letzteren, die Sache sich an einzelnen Fällen abwickeln zu lassen, nicht viel hoffen könne. Er meint, es werde sich an den einzelnen Fällen nicht bloß recht intensive Leidenschaft entwickeln, sondern die Sache selbst könne sich daran nur noch mehr verwickeln. Die einzelnen Fälle würden nur in der Darstellung und Beleuchtung, welche ihnen die Unterbehörden gäben, und infolge dessen häufig entstellt zur Bescheidung des Oberkonsistoriums gelangen und an den verderbten und entstellten Fällen werde sich schwer eine gute allgemeine Regel entwickeln lassen. Zur Entscheidung von Fällen gehörten Grundsätze, aus denen die rechten Entscheidungen kommen könnten – und ein wohlwollendes Herz gehöre auch dazu. Löhe weist hierauf an einigen eben vorliegenden instruktiven Fällen nach, in welche Not gewissenhafte Geistliche und Laien bei den gegenwärtigen kirchlichen Zuständen in den Gemeinden geraten könnten, und kommt dann wiederholt auf seinen früheren Vorschlag zu sprechen, dieser Not durch Ordnung des Beichtverhältnisses im Sinne größerer Freiheit Abhülfe zu schaffen. „Es war – sagt er – schon im Jahre 1852 meine entschiedene Überzeugung, daß durch Regelung des Beichtverhältnisses im Sinne der Ordnung und bei freierer Bewegung Herde des Lebens in der Landeskirche möglich würden, welche ebenso Sammel- und Rettungspunkte der Besseren, als Belebungs- und Anziehungspunkte für andere werden könnten. Ich bin der Überzeugung noch – bei einer Praxis, welche seit 1852 so sehr zugenommen hat, die mich aber nichts anders gelehrt hat. Gegenwärtig aber hilft die so notwendige Regelung des Beichtverhältnisses nicht,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/468&oldid=- (Version vom 1.8.2018)