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fähig sind. Harleß glaubte diese Frage verneinen zu müssen. So gab er denn Löhe zur Überlegung anheim, ob er nicht die Zurückziehung der Eingabe vom 22. April oder wenigstens die Substituierung einer anderen Eingabe veranlassen wolle. Etwas was in seinen Folgen zu einer chaotischen Auflösung ohne gleichen führen würde, könne vom Oberkonsistorium nicht gut geheißen werden. Nach dieser Seite könne eine abschlägige Antwort dem Kirchenregiment nicht schwer fallen. Er aber würde bei der jetzigen Lage der Dinge nichts tiefer beklagen, als wenn entweder vor dem Zusammentritt der Generalsynode oder auf ihr verlautbarte: Löhe und die Seinigen seien nun auch in Differenz mit den Kirchenbehörden. Ihn persönlich würde das beim Gedanken an die Sache schwerer drücken als alle Adressen des städtischen Janhagels zusammengenommen.

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 Löhe erwiderte hierauf in einem Briefe vom 29. Juli 1857, daß er und seine Gesinnungsgenossen in der Absicht bei bevorstehender Eröffnung der Generalsynode dem Oberkonsistorium und Harleß insbesondere den Gang nicht zu erschweren, die Eingabe vom 22. April beruhen lassen wollten. Sei auch die Eingabe bisher nicht zur offiziellen Vorlage vor dem Kollegium gekommen, so sei doch durch die privaten Verhandlungen ein gewisses Resultat erreicht. Die Unterzeichner der Eingabe hätten durch die offene Aussprache der Grundsätze, nach denen sie entschlossen seien zu handeln, ihr Gewissen erleichtert; andrerseits sei ihnen die Einsicht verschafft worden, daß auf kirchenregimentlichem Wege eine Möglichkeit der Hilfe nicht abzusehen sei. Es handle sich eben nicht um Abhilfe in einzelnen Fällen, sondern um Abstellung von Zuständen, die allerdings ein anderes Vorgehen erheischten, als das welches nach den bestehenden Verordnungen möglich sei. Er für seine Person sehe übrigens weder Unordnung noch Chaos, wenn unter einem Oberkonsistorium neben einem reformierten Dekanat etc. auch eine lutherische Synode der strengeren Observanz bestände. Käme es

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/470&oldid=- (Version vom 1.8.2018)