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Wahrheit und Zucht, Konfession und rechte Sakramentsverwaltung emporkommen, der gehorsamste Landpfarrer zu sein, den Du hast, und wie bisher, Gott auch für die bestehende Ordnung zu preisen.“[1]

.

  1. Diese Aussprache Löhes über seine innere Stellung zu den Landeskirchen glauben wir durch eine andere Äußerung bei einer Versammlung der Gesellschaft für innere Mission im Jahre 1856 ergänzen zu sollen. Er sagte dort unter anderm: „Ich bin kein Lobredner der Landeskirchen, ich sehe in ihren Gestaltungen nicht das beste was es geben könnte: ich verwerfe sie aber auch nicht, ich erkenne das konservierende und pädagogische Element in ihnen, gönne es den Gemeinden, so wie sie sind, und wünsche vor allem eins, daß sie von den Sonderkirchen den rechten Ausbau der einzelnen Gemeinde, deren Hebung und Förderung möchten lernen und wenn es sein kann, hierin die Sonderkirchen übertreffen.“ Speziell auf sein Verhältnis zur bayerischen Landeskirche übergehend fährt er dann fort: Ich bin ein bayerischer landeskirchlicher Pfarrer, aber ich bin ein solcher landeskirchlicher Pfarrer, der von Anfang seines Amtslebens an bis hieher und von hiean bis an das Ende seiner Tage nicht zufrieden sein kann und wird, wenn die von ihm geliebte Landeskirche, die Kirche seiner süßen Heimat sich nicht losringt von den Schäden, welche die vergangene Zeit ihr angehängt hat, nicht entgegenringt den besseren Zuständen, welche sie haben kann. Ich weiß, daß gewisse Übelstände, namentlich die verfassungsmäßigen, bisher nicht gewichen sind und am Ende auch nur dann weichen können, wenn die innern Zustände der Landeskirche besser werden, und ein neuer Wein sich neue Schläuche schafft. Ich weiß aber auch, daß die Verfassung einer Kirche nicht die Hauptsache ist, daß sie aufhören kann für die Lebenden ein Unrecht zu sein, daß sie zum Kreuz und Leiden werden kann. Ich sehe ferner, daß es anders steht als früher. Diejenigen, welche durch Gottes Vorsehung an die Spitze unsrer Landeskirche gerufen sind, können durch meine Äußerungen an dieser Stelle nicht einmal berührt werden. Aber ich freue mich doch, sagen zu dürfen, daß ich oft schon mit Rührung und Freude die Früchte ihrer Verwaltung betrachtet, ihre Befehle und Anordnungen gelesen, mit Freuden vollzogen und die Überzeugung gewonnen habe, daß ihnen das Heil und die Wohlfahrt der lutherischen Kirche tief zu Herzen geht. Ein Mann kann keine größere Freude haben als da zu gehorchen, wo so wohl regiert wird. Ich sehe, daß hier eine andere Zeit gekommen ist... Einen Punkt aber, der aus dem Erbe voriger Zeiten mir weitaus am wehsten thut, darf ich hier ohne Heuchelei nicht verschweigen: „es ist die Abendmahlsgemeinschaft [467]
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/472&oldid=- (Version vom 1.8.2018)