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zu welchem Zweck jenes Formular des apostolischen Krankenbesuchs veröffentlicht worden sei. Gleichzeitig wurde das Dekanat beauftragt, den Religionsunterricht des Pfarrers Löhe, auch im Diakonissenhause, mit aller Sorgfalt zu überwachen, da die Annahme sehr nahe liege, daß Pfarrer Löhe in seinem öffentlichen oder privaten Religionsunterricht die Krankenölung stark betone und auf deren Anwendung vorbereite. Desgleichen sollte das k. Dekanat genau erforschen, ob die gesamte Amtsführung des Pfarrers Löhe, namentlich auch so weit sie sich auf die Missions- und auf die Diakonissenanstalt beziehe, mit den in der evangelisch lutherischen Landeskirche bestehenden Ordnungen übereinstimme, damit das Konsistorium gegebenen Falls im stande sei, rechtzeitig einzuschreiten.

 Löhe gab die vom Dekanate ihm abgeforderte Erklärung am 4. März in ruhig sachlicher Weise, ohne zu verhehlen was er dabei empfand, daß er – seit 28 Jahren ein Vertreter und Vorkämpfer der lutherischen Richtung – wegen einer Handlung, die jedenfalls viel unbedenklicher sei als die in dem gut lutherischen Rigaer Kirchenbuch vorgeschriebene Katechumenenölung, im Ernste auch von dem Kirchenregiment als unlutherisch bemißtraut und nach so lange bewährter Treue gegen die lutherische Kirche überhaupt und die bayerische Landeskirche insonderheit einer besonderen dekanatlichen Beaufsichtigung für würdig und bedürftig gehalten würde.

 Zur Sache selbst bemerkte er, daß der Zweck, um dessenwillen er dem Redakteur des Korrespondenzblattes die Veröffentlichung jenes liturgischen Formulars gestattet hätte, seinerseits kein andrer gewesen sei, als einen liturgischen Versuch zu geben und zu zeigen, wie man nach reformatorischen Grundsätzen unter Benützung alter Muster die kanonische Stelle Jakobi 5 in Praxis setzen könnte, wenn man wollte. Die Krankenölung im öffentlichen oder Privatunterricht besonders zu betonen falle ihm nicht ein. Mit dem Worte: „Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen“

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/477&oldid=- (Version vom 1.8.2018)