Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/481

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der Krankenölung von Seite Löhes nur vom Gesichtspunkt kirchlicher Ordnung und eines gesunden evangelischen Traditionsprincips (1 Kor. 14, 36) ein Bedenken erhoben werden, sofern Löhe für seine Handlungsweise in der lutherischen Kirche dreier Jahrhunderte keinen Vorgang für sich hatte. Freilich kann andrerseits gefragt werden, mit welchem Recht die lutherische Kirche die Krankensalbung habe dahinfallen lassen, eine Frage, über welche uns auch Hengstenberg viel zu leicht hinwegzugehen scheint.

 Für Löhe knüpften sich übrigens an den Vorfall noch weitere unangenehme Folgen. Löhes Verfahren in der Ölungssache hatte die kirchlichen Behörden mit tiefstem Mißtrauen gegen ihn erfüllt, so daß sie von nun an mit argwöhnischer Aufmerksamkeit seine Thätigkeit überwachten und überall Ketzereien und Abweichungen von der Regel kirchlicher Ordnung witterten. Reskript folgte auf Reskript; war ein Wehe dahin, so war bereits ein anderes im Anzug.

 So traf bereits am 12. März 1858 ein neues Reskript des königl. Oberkonsistoriums ein, in welchem Löhe aufgefordert wurde: 1) sämtliche für den Unterricht im Diakonissenhause gedruckte Lehrmittel, sowie die autographierten Korrespondenzblätter der Diakonissen in Vorlage zu bringen; 2) sich über die Einführung einer neuen Gottesdienstordnung im Diakonissenhause zu rechtfertigen; 3) sich näher darüber zu erklären, was es mit der Nr. 4 des Korrespondenzblattes von 1857 erwähnten Zulassung von nicht konfirmierten Schülerinnen zur Privatbeichte und Absolution für eine Bewandtnis habe; 4) gewisse in der Chronik vom 4. April und 6. Mai 1857 im Korrespondenzblatt berichtete Äußerungen über die Bedeutung des Diakonissendienstes, „welche mit der bekenntnismäßigen Anschauung der Kirche kaum mehr in Einklang zu stehen schienen“ näher zu erläutern; 5) endlich Aufschluß zu geben über die in Nr. 3 des Korrespondenzblattes veröffentlichten Statuten

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/481&oldid=- (Version vom 1.8.2018)