Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/485

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theilweise mit bestehenden Verordnungen kollidierten“, so bitte er um nähere Aufklärung, damit er in bezug auf den dann klar vorliegenden Fall seine einfache Erklärung abgeben könne.

 Hierauf ergieng am 17. Januar 1859 ein Reskript des königl. Konsistoriums, in welchem Löhe aufgefordert wurde: 1) sich über Zeit und Ort der von ihm eingerichteten Kinderbeichte und über sein ganzes Verfahren in dieser Beziehung mit Genauigkeit zu äußern; 2) mit vollkommener Genauigkeit anzugeben, welche Teile der von ihm entworfenen Instruktion über die Kirchenzucht bisher ausgeführt worden seien.

 Löhe antwortete in einer ausführlichen Darlegung, in der er zunächst erklärte, daß und warum er es vor seinem Gewissen nicht verantworten könne, einem Christen, den Gott selbst Buße und Glauben gegeben, die amtliche Absolution blos deswegen zu versagen, weil er noch nicht 13 oder 14 Jahre alt sei. Der Genuß des h. Abendmahls habe zwar kirchenordnungsmäßig eine Einschränkung erlitten und erleiden können. Buße und Glaube aber, und damit das Anrecht auf die Verkündigung der göttlichen Vergebung, vertrage der Natur der Sache nach keine solche Einschränkung, wie denn hier auch keine Kirchenordnung Schranken ziehe etc. Gegen den in dem kirchenregimentlichen Erlaß gebrauchten Ausdruck: „Die von Pfarrer Löhe eingerichtete Kinderbeichte“ verwahrte er sich übrigens entschieden. „Es besteht – sagte er – hier kein Institut der Kinderbeichte... Wenn ich die Macht hätte, alles was ich wünsche einzurichten: ich würde auch dann nichts anderes thun, als was ich gethan habe, nämlich gelegentlich beim Unterricht, ohne alle absichtsvolle Betonung sagen, daß jeder bußfertige und gläubige Mensch absolviert werden könne, auch wenn er das vorschriftsmäßige Alter zum Sakrament zu gehen, noch nicht erreicht hat. Würde daraus ein Kind die praktische Folgerung ziehen, daß es auch für sich den Segen der Absolution in Anspruch nehmen dürfe, so würde

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 479. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/485&oldid=- (Version vom 1.8.2018)