Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/502

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und die unterfertigte Stelle kann sich, von anderen Erwägungen gänzlich abgesehen, schon mit Rücksicht hierauf nicht für berechtigt erachten zu gestatten, daß dem vom Anfang an in der lutherischen Kirche als giltig erkannten, aus 1 Kor. 7, 15 per analogiam abgeleiteten Scheidungsgrunde der böslichen Verlassung von einzelnen Geistlichen, die ihre subjektive Anschauung der gemeinen Praxis und dem bestehenden Recht der Kirche entgegensetzen, in ihrem amtlichen Handeln die Anerkennung versagt und hiernach die Ausstellung von Dimissorialien und die Trauung selbst verweigert werde. „Hiernach – so schließt das Reskript – muß man sich von dem Pfarrer Löhe versehen, daß er die in seinen pfarramtlichen Geschäftskreis fallende Trauung des B., dessen gesetzlichen Anspruch auf die Trauung er selbst nicht in Abrede stellt, sofort vornehme und der desfallsigen Weisung seiner vorgesetzten Stelle sich willig füge, so schwer ihm dies auch ankommen mag.“

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 Hierauf erwiderte Löhe in einer Eingabe vom 6. Mai 1860, daß der wohlwollende Ton des Oberkonsistorialreskripts ihm zwar eine kräftige Aufforderung geworden sei, den vorliegenden Fall nochmals in gründliche Erwägung zu ziehen, daß aber die in demselben angeführten Gründe keine Änderung in seiner Überzeugung hätten hervorbringen können. Diese sei bei ihm eine alte. Schon im Jahre 1837, als er wegen Verweigerung der Trauung eines Geschiedenen von der Verwesung der Pfarrei Merkendorf entlassen worden sei, sei ihm ganz klar gewesen, daß die Ausdehnung, welche lutherische Juristen, Theologen und Kirchenordnungen dem ganz singulären Fall 1 Kor. 7 gegeben haben, dem Worte des Herrn Matth. 19, 9 widerspreche. Bei seiner Installation als Pfarrer von Neuendettelsau habe er wider den Passus der Instruktion, der den Pfarrer zum Gehorsam gegen alle vorhandenen und noch zu erlassenden Verordnungen des Staates in betreff der Ehe verpflichte, Protest erhoben und hinterdrein, als er bemerkt habe, daß sein

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 496. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/502&oldid=- (Version vom 1.8.2018)