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zugezogen haben würde, wenn in der Landeskirche ein Prozeß des Bannes bestünde – und schließt dann mit den Worten: „Das k. Oberkonsistorium weist mich an zu trauen, auch wenn es mir schwer würde. Schwer wird mir aber nichts, wenn ich kann und darf. Ich habe den kirchlichen Behörden alle Zeit ganz einfach und ohne Beschwerde Gehorsam geleistet. Aber für unmöglich halte ich es, in diesem Falle zu gehorchen. Ich will viel lieber meine ganze kirchliche Stellung aufgeben und verlieren als thun, wodurch ich glauben müßte mein Gewissen unheilbar zu verletzen.“

 Hierauf ergieng unter dem 5. Juni eine neue Entschließung des Oberkonsistoriums, in welcher Löhe unter Androhung der Suspension angewiesen wurde, die Trauung des B. sofort zu vollziehen. Löhe erwiderte hierauf kurz: es werde dem k. Konsistorium gewiß nicht befremdlich sein, wenn er sich einfach auf seine beiden früheren Erklärungen beziehe, deren jede er schon für die letzte gehalten habe.

 Nur zögernd entschloß sich die Kirchenbehörde, die mit Glimpf zu verfahren und die Vollstreckung der Suspension wo möglich zu umgehen wünschte, zu dieser letzteren Maßregel. Im Interesse einer friedlichen Beilegung des Konflikts wurde es Löhe privatim von wohlmeinender Seite nahe gelegt, ein Dimissoriale wenigstens in der Form zu geben, daß er bei der Ausstellung des Proklamationsscheins auf sein Kopulationsrecht für den vorliegenden Fall verzichte, womit dann unter der Voraussetzung, daß der Bräutigam sich herbeiließ anderwärts getraut zu werden, allerdings ein Ausweg aus der Schwierigkeit gefunden gewesen wäre.

 Wir kennen indes die Gründe, welche es Löhe unmöglich machten, auf diesen Ausweg einzugehen. Er lehnte deshalb den ihm gemachten Vorschlag ab mit der Erklärung, daß bei einer Handlung, die auf ein Dimissoriale hin geschehe, der kompetente Pfarrer nicht ex nexu sei; ihm aber liege daran, dem Worte Gottes zu gehorchen; nicht daran, durch Klippen zu kommen.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/504&oldid=- (Version vom 1.8.2018)