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 So geschah denn was vorherzusehen war.

 Am 17. Juli wurde Löhe durch den k. Dekan von Windsbach im Auftrag des Konsistoriums auf unbestimmte Zeit vom Pfarramt suspendiert, sein Amtsnachbar Pfarrer K. zum Pfarrverweser und Löhes damaliger Privatvikar, der inzwischen verstorbene Pfarrer Dr. Weber, als dessen Substitut bestellt.

 Auf Löhe machte die Suspension einen tiefen Eindruck. „Es gieng mir – sagt er in seinem Schriftchen: Meine Suspension im Jahre 1860 – gerade so wie mit dem Sterben, das man auch voraussieht, voraussagt und mit aller Ruhe davon spricht, das aber dennoch ernste Zeit bringt, wenn es kommt. Es gieng durchaus nicht, wenigstens für mich durchaus nicht, die Suspension auf die leichte Achsel zu nehmen, sie als das bequemste Auskunftsmittel für den bösen Fall zu fassen; ich fand auch gar nichts Tröstliches darinnen, daß es auf dem Weg der Bureaukratie nicht anders kommen konnte, und so ruhig und geduldig ich mich fügte, fühlte ich doch wieder einmal recht stark die Last der landeskirchlichen Verhältnisse. Ich konnte nicht anders, ich mußte mich bei der Suspension auf den Erzhirten und Bischof der Seelen berufen, durch dessen Geist ich das Hirtenamt überkam und nach dessen Sinn es mir in meinem Falle nicht genommen werden konnte. Ich fühlte den vollen Gegensatz der Kirche wie sie war und wie sie sein sollte.“

 In sein Tagebuch vom 17. Juli schrieb Löhe: „Heute nachmittag gegen 3 Uhr wurde ich suspendiert auf unbestimmte Zeit. Anwesend Dekan M. und der ernannte Pfarrverweser, Pfr. K. – Ich war anfangs innerlich grimmig, daß man mir in mein heiligstes Recht eingriff. Der Herr aber gab mir Gnade, daß ich in Friede und Ruhe mein armes Zeugnis ablegen konnte.“

 Ähnlich wie Löhe dachte und empfand auch die Gemeinde. Wenigstens die große Mehrheit derselben einigte sich schnell in dem Entschluß, keinen Verweser anzuerkennen und sprach es in einer

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/505&oldid=- (Version vom 1.8.2018)