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nahm. „Ich kann nichts anderes mehr denken – sagt er ebenda – als daß meine längst erwartete Stunde für den Austritt aus der Landeskirche, d. i. ihrem Organismus, schlägt. Was weiter kommt, befehle ich dem Herrn, der mir getrosten Mut „wie Sand am Meere“ geben kann. Das brauch ich beim Gedanken an die möglichen Folgen jetzt schon.“

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 In einer erneuten Eingabe vom 7. August 1860 legte er deshalb der Kirchenbehörde die Bedenken dar, die ihn von dem sofortigen Eintritt in sein Amt zurückhielten. Durch die Suspension sei die zwar kleine, aber entschiedene Anzahl seiner Gegner zu einer Art Gemeingefühl gekommen und eine Partei geworden, die ihren Schutz gegen den Pfarrer in den Kirchenbehörden sähe, durch welche derselbe suspendiert worden sei. Das kaum verhehlte Ziel dieser Partei sei es, den Pfarrer von der Gemeinde zu vertreiben. Was solle derselbe gegen diese Leute für eine Stellung einnehmen? „Sie werden wie Advokaten allezeit alles benutzen, was ihnen nur möglich ist, um unter dem Schein der Legalität durch Klägereien und behördliche Entscheidungen zu ihrem Ziele zu gelangen. Ich gestehe dem kgl. Dekanate, daß ich zu solchen unfruchtbaren Verhandlungen nicht die mindeste Lust habe, und beide Fälle unerträglich finde, Pfarrkinder als Partei zu behandeln und, wenn sie es einmal sind, nicht zu behandeln.“ Schon diese Umstände – fährt Löhe fort – würden es ihm außerordentlich erschweren, in die gewohnte Amtsführung zurückzukehren; allein inzwischen hätten sich ihm noch andere Erwägungen aufgedrängt, welche durch das tags zuvor eingetroffene Konsistorialreskript wie eine Frucht unter dem heißen Sonnenstrahl gereift seien. Der B.sche Fall sei nämlich nicht der erste, sondern bis zu diesem Tage der letzte in einer ganzen Reihe von Fällen, in deren jedem man sein Verhalten als den bestehenden Ordnungen widerstrebend habe tadeln können. Kaum wisse er einen einzigen Fall, in welchem er die Mißbilligung seiner Obern hinzunehmen

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/513&oldid=- (Version vom 1.8.2018)