Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/517

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so viel entnehmen, daß dieselbe seinen Austritt aus der Landeskirche nicht für geboten achte, sondern es für möglich halte, daß er bei ungeänderten Überzeugungen das Amt im Organismus der Landeskirche noch ferner führe. Zwar sei die Aussicht auf fernere Amtsführung in der Landeskirche für ihn nichts anderes, als die Aussicht auf einen Leidenspfad, aber aus Liebe zu der Gemeinde, welcher er vom Herrn vorgesetzt sei, wolle er, nachdem er sich seinen Obern völlig klar und kenntlich dargestellt habe, unter Vorbehalt seiner kirchlichen Überzeugungen, den Hirtenstab wieder übernehmen und sich der Dornen nicht wehren, die ferner an seinem mühseligen Lebensweg wachsen würden.

 Das Oberkonsistorium erwiderte nur kurz, daß es der letztergangenen Entschließung nichts zuzusetzen habe, und dem unverweilten Wiedereintritt Löhes in sein Amt entgegensetze.

 So wurde denn am 17. September nach gerade zweimonatlicher Dauer die Suspension wieder aufgehoben. Eine ernste Zeit voll Bewegung, Spannung und angestrengten inneren Ringens war für Löhe damit zu Ende. Näher war er seit dem Herbst des Jahres 1851 dem Entschluß des Austritts nicht gekommen. Was im letzten Grunde beidemal für ihn den Ausschlag für das Verbleiben in der Landeskirche gab, war die Rücksicht auf das göttlich gestiftete Verhältnis zwischen ihm und seiner Gemeinde. Er sollte nach Gottes Vorsehung seinen Lauf in der Landeskirche vollenden. Innerlich ungebrochen, ja gehoben durch das Bewußtsein dem Herrn geleisteter Bekennertreue, trat er wieder in sein Amt zurück, um es mit neuer Kraft und verdoppeltem Eifer zu führen. Sein Zeugnis gegen die Übelstände und Schäden der Landeskirche verstummte auch fortan nicht, wie das aus dem letzten Abschnitt dieses Bandes ersichtlich werden wird.

 Übrigens war er trotz des herben Konflikts, in den er mit dem Staatskirchentum geraten war, doch auch jetzt entfernt davon,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/517&oldid=- (Version vom 1.8.2018)