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die Oberhand, daß das Sakrament des Altars dazu bestimmt sei, der Einigungspunkt aller aus der Reformation hervorgegangenen Parteien zu sein, und daß alle protestantischen Kirchengesellschaften und Sekten, trotz ihrer konfessionellen Verschiedenheiten durch den Sakramentsgenuß die Einigkeit über den Konfessionen bethätigen müßten: ein Grundsatz, der freilich allenthalben auf dem Gebiet der protestantischen Kirche Frieden herstellen könne und deshalb den meisten mehr als eine Hilfe von aller Not denn als eine Beschwernis der Gewissen durch neue Last erscheine.

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 „Für die Unterzeichneten aber – so schließt die Petition – ist dieser Zustand eine hohe Sorge. Wir, die wir für lutherische Gemeinden berufen und ordiniert sind, können durchaus kein Recht lutherischer Pfarrer zugestehen, Gemeindeglieder anderer Konfessionen und Kirchen zu pastorieren..., es ist dies für uns Anhänger der ungeänderten Augsburger Konfession nichts anderes als eine Art des in der heiligen Schrift verbotenen ἀλλοτριοεπισκοπεῖν... Überdies sind wir der Überzeugung, daß diese Ausnahmszustände, wie sie gegenwärtig über das ganze Land hin sich bei uns finden, der Ehre des Herrn, sowie der Erkenntnis und Wirkung[1] des hl. Sakraments sehr widerstreben und viel dazu helfen, die Gemüter bloß auf die äußerliche Handlung des Mahles zu richten und jene kühle Anschauung des Sakramentes zu befördern, die man in reformierten Landen und deren Kirchen findet. Wir glauben es dem Herrn, Seinem Sakramente, so vielen tausend Seelen, die der Herr zu allen Segnungen Seines Mahles einlädt, unsern Konfessionsverwandten, den Reformierten, namentlich aber unsrer Landeskirche schuldig zu sein, nach 10 Jahren des Wartens, bei noch


  1. Ein unglücklich gewählter Ausdruck, durch den die Petenten jedoch selbstverständlich nicht die luth. Lehre von der objektiven Wirkung der Sakramente in Abrede stellen wollten.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 514. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/520&oldid=- (Version vom 1.8.2018)