Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/523

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nichts austragenden und das eigene innere Leben aushöhlenden Kampfe verzehrte. Zwar die konfessionell entschieden gesinnten Pfarrer hatten es verhältnismäßig leicht, ihre Altäre von Abendmahlsmengerei rein zu erhalten und dadurch sich eine sakramentliche Sonderstellung zu wahren. Desto schwieriger war die Lage der „lutherischen Diaspora“ d. h. der konfessionell entschiedenen Laien hin und her in den Gemeinden mit laxer, unionistischer Abendmahlspraxis. Ihr Protest gegen die Abendmahlsmengerei in ihren heimatlichen Gemeinden, ihre Enthaltung vom Genuß des Sakraments an den Altären derselben hatte sie nicht bloß in eine schwierige Stellung zu ihren Pfarrern, sondern auch in eine gefährliche innere Lage gebracht. Sollten sie bei geschwundener Hoffnung einer Besserung der landeskirchlichen Zustände ihren hoffnungslosen Einzelkampf fortführen, ihrem Protest gegen Abendmahlsmengerei ferner durch Enthaltung von dem Sakramentsgenuß Nachdruck geben auf die Gefahr hin, sich zeitlebens mit dem crede et manducasti oder mit einem vereinzelten, seltenen Sakramentsgenuß an konfessionell reinen Altären begnügen zu müssen? Dies war ein immer mehr hervortretender Übelstand, dem Wandel geschafft werden mußte. Je mehr Löhes sakramentliche Richtung an Vertiefung gewann, je mehr er im Altarsakramente den Mittelpunkt, in dem alle Radien kirchlichen Lehren und Lebens zusammenliefen, erkannte, desto größer und seelengefährlicher erschien ihm die Unnatur eines konfessionalistischen Eiferns um das Sakrament ohne gleichzeitigen fleißigen Gebrauch des Sakraments und die nur dadurch ermöglichte Erfahrung seiner Süßigkeit und Kraft. „Ein konfessionelles Leben – sagt er S. 48 seines sofort zu erwähnenden Gutachtens – ohne sakramentliche Führung der Gemeinde endet in einem elenden Orthodoxismus und Konfessionalismus, der die Kirche zerstückt und zersplittert, das wahre Leben tötet und an seine Stelle den Streit der Schulmeinungen setzt, der keine Seele befriedigen kann.“

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/523&oldid=- (Version vom 1.8.2018)