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Not und den drohenden Tod des eignen Kindes. Ach, wie mancher Jammer durchbebte meine Seele!“




20. Februar. 

 „Da ein Lebensjahr zu Ende geht, wo so viele schöne Erinnerungen an meine Allerliebste erwachen, so rettete ich mich auf meine Kniee.“




9. März. 

 „Je länger, je sehnsüchtiger nach meiner Allerliebsten. Ach, nur ein wenig fühlbare Bestätigung des Zusammenhangs mit ihr, und ich hätte Freude. Aber ihr Leben ist mit Christo verborgen in Gott.“




11. März. 

 – – – „Correctur der Agende bis zum späten Abend. Alle emsige Arbeit aber ist nur eine dünne Decke über meine Sehnsucht und mein Leid.“




22. März. 

 „Ach, daß ich nicht daheim bei ihr. Ihr Heute war’s, das mich zur Predigt über des Schächers Heute anthat.“




27. März. 

 „Da ich so vom Fleische falle, fällt es den Leuten auf und man redet von meinem Tode. Ich stimme gern mit ein, zumal ich spüre, daß ich nicht gesund. Ach, meine Helene! Es ist die Sehnsucht nach ihr, die zehrt.“




30. März. 

 „Ich schloß meinen pastoralen Unterricht und kann wie bei der Agende meiner Liebsten nicht mehr sagen: ‚Ich bin fertig‘, nicht mehr ihr trauliches: ,Das freut mich, Lieber!‘ hören. Ach, ich Armer! Gott sei mir gnädig.“




4. April. 

 „Ich gieng zum heiligen Mahle. Ich erkenne, daß mein Zustand sündlich. Ich habe nicht, wie ich soll, weder Gott noch meine Liebste lieb. Ich möchte Glauben haben. Ich hange an meiner Heimgegangenen, ich bin unglücklich. Ach, daß ich ihre Seligkeit ihr gönnte und selber hintrachtete mit fröhlichem Herzen!“




6. April. 

 „Es war mir gar nicht recht österlich. Am meisten (noch), da ich Nachmittags zur kranken Froschmüllerstochter gieng und mit ihr betete. Ich glaube, mir wird nur wohl, wenn ich außer dem Leibe walle.“




14. April. 

 „Abends die schönen Sachen vom Tod der Frau des Mathesius gelesen. Gar schön. Erinnerte mich sehr an das, woran ich nicht erinnert zu werden brauche.“




Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)