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18. April. 

 „Ich brachte den Tag mit Raumer zu. Unter anderem durfte ich Raumer aus meinem Pastorale vorlesen. Das ,von den Pfarrfrauen‘ gefiel ihm am besten, natürlich, weil es das Bild meiner Allerliebsten und nichts anderes war. Gott sei mir gnädig und helfe mir zur ewigen Gemeinschaft meiner Seligen!“




26. April. 

 „Es haben die traurigen Sommermonate begonnen, in denen ich oft Vierteljahre keinen Heller einnehme, sondern nur Schulden mache, die dann der Herbst wieder zahlt, damit ich dann im nächsten Sommer wieder nichts habe. Ach, wie hat das meine liebste Helene mit mir empfunden! Wie weh hat ihr der Mangel gethan, da sie an Ueberfluß gewöhnt war!“




31. Mai. 

 – – „Im Garten, wo Alles so schön, so üppig. Sähst Du’s, mein kindlich Herz. Du siehst zwar Besseres, aber ich bin so elend ohne Dich. ,Daß wir uns ewig lieben können‘, hat meine Geliebte oft gewünscht. Du hast ihr ja zu ewigen Freuden geholfen und kannst auch mir helfen. Ach, HErr, hilf mir zu meiner Liebsten! Amen.“




 Alljährlich begieng Löhe den Todestag Helenens mit stiller, ernster Feier. In dem Sterbegemach Helenens waren dann die Vorhänge niedergelassen und auf dem Hausaltar brannten die Kerzen von Morgen bis Abend. Am 24. November 1870 ergriff er einen jungen Freund, der zufällig zu ihm gekommen war, tiefbewegt bei der Hand und führte ihn in sein Sanctuarium, indem er von seiner unsterblichen Liebe zu Helenen redete. Auch in seinen Tagebüchern feierte er an diesem Tag Helenens Gedächtnis in schmerzlichen Ergüssen seiner Seele. Im Tagebuch von 1846 findet sich zum 24. November auf schwarzgerändertem Blatt folgende Aufzeichnung:

 „Heute ist bei mir ein Tag der Trauer, wenn ich an mich und meine Kinder denke. Vor drei Jahren starb mir das Weib meiner Jugend, die mir nie Leides sondern nur Liebes gethan hat. – Sie hat nun überwunden; wie viel Jammer folgte aus

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)