Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/63

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Was sein Altar, sein Heiligtum?
Das ärmste Kirchlein hat den sichern Ruhm,
Daß sich in ihm mit Brot des Wortes Leib vereint,
Der nur in jener Welt noch herrlicher erscheint.




 Noch ein Gedicht fand sich in Löhe’s Nachlaß, das, obwohl es dem Zusammenhang nach nicht hierher gehört und seine Veranlassung dem Schreiber dieses nicht bekannt ist, doch hier wird mitgetheilt werden dürfen.

Weißt Du, wie weit von hier die Wolken ziehen?
Wie weit von diesen jene Sterne fliehen?
Wie weit vom Throne,
Der dem Menschensohne
Zur Ruh und Regiment ist überlassen,
Dieselben Stern’ sich zitternd niederlassen?
Wie weit? – Ich weiß es nicht, ’s ist mir zu wunderlich.

Du weißt, wie nah am Leibe Deine Kleider,
Weißt Du, wie nah und eng beim Leib die Seele?
Sie ist ihm nah, sagst Du. Ja, laß Dir sagen:
Viel näher als die Seele meinem Leibe
Ist Er der Seel’, dem Leibe, dem die Kronen
Der Länder all auf seinen Schläfen wohnen,
Vor dem die Sonne und die Monde lassen
Den Standpunkt, fliehend, ohne sich zu fassen.
So nah ist meiner Seele der Entfernte.
Ich hab’ ihn angezogen als ein Kleid,
Ich bin in Ihm, Er ist in mir! – Nun rechne meine Freud!




 Wie Löhe im stillen Selbstgespräch in seinen Tagebüchern den Schmerz seiner Seele ausschüttete oder auch den Tönen seiner Lieder einhauchte, so quillt auch in seinen Briefen oft die Feder von dem über, wovon das Herz ihm voll war. So mögen denn auch noch einige Briefe hier zur Mittheilung kommen, die in der Zeit seines großen Verlustes oder in der Erinnerung an denselben geschrieben sind. Der erste von den hier folgenden

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)