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Dieweil mir also meine Freudigkeit
Darnieder war gelegt in bittres Leid,
Bin ich ins ird’sche Heiligtum gekommen,
In Seiner Freuden Vorgemach,
Wo Ahnung lindert zeitlich Weh und Ach.
Da sah ich meine Brüder feiernd stehn
Und singend um den Altar Gottes gehn.

Und zwischenein hört ich des HErren Wort
Ertönen vom gebenedeiten Ort:
„Das ist der Leib, das Blut für Dich vergossen“,
Da fiel ich hin voll Scham und Reu
Und meines HErren Stiftung ward mir neu.
Ich fand mich nun im offnen Himmelsthor
Bei größern Gütern, als ich je verlor.

Zwar wird im Sacramente nicht geschaut
Der Hort, der uns vom Himmel wird vertraut;
Allein es wird von Menschenmund empfangen.
Was aller sel’gen Augen Trost,
Das ewige Lied der Engel, ihre Lust.
Ihr Geistesaug’ und unser Leibesmund,
Sie stehn durch unsers HErren Leib im Bund.

Ja, hochgelobet, hochgebenedeit
Sei unsres Gottes große Freundlichkeit.
Denn Erd’ und Himmel ist nun völlig einig
In Christi Leib und seinem Blut;
Was Beide einigt, ist dasselbe Gut.
So wird getröstet unsre Wartezeit,
Dies Mahl verzehret ihre Bitterkeit.

Darum bis ich zur Ewigkeit kann gehn,
Soll meine Hütte am Altare stehn:
Der Vogel hat sein trautes Nest gefunden.
Ich werd’ in Jesum eingesenkt,
Ein ewig Leben wird mir hier geschenkt.
Hier wird sogar mein Fleisch und Bein erneut,
Mein Leib und Seel zur Ewigkeit erfreut.

Gelobt sei Gott, daß ich geboren bin
Im neuen Testament, mir zum Gewinn!
Was ist der Tempel König Salomonis,

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/62&oldid=- (Version vom 1.8.2018)