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zweite Ehe eines Geistlichen. Als jedoch der Plan einer Verbindung mit der Einzigen, mit welcher er zu einer zweiten Ehe zusammenzutreten sich hätte entschließen können, gescheitert war, stand auch sein Entschluß zum Beharren im Wittwerstande fest.

 Am 9. November 1844 schrieb er seiner Mutter:

 „Vom Heiraten bitte ich Sie, nicht mehr zu reden. Es geschieht nicht mehr. Ich kann der Kinder wegen nicht thun, wovor ich eine große Furcht habe. Ich begebe mich nicht mehr in die Wechselfälle der Ehe. Ich gestehe es Ihnen, daß ich mir es nie, seit meine geliebte Helene heimgegangen ist, habe denken können, daß ich ferner ein Weib ehelich lieben könne. Lassen Sie mich dieserhalb in Ruhe. Ich will Gott meinen Dienst erzeigen; Er wird mir helfen und mir verleihen, daß ich mich, so lange ich noch zu leben habe, auf meine Heimfahrt freue.“

 Und später schrieb er seiner Schwester: „Der Rat, den man mir oft gibt, der nämlich vom Heiraten, paßt nicht. Ich kenne keine einzige Person, an die ich die Zukunft meiner armen Kinder und meinen eigenen unglücklichen Lebensüberrest wagen möchte. Der HErr hat mir die Einzige genommen, für die ich im ganzen Leben eine wahre, selbständige Neigung gehabt habe. Ich kann nicht dafür, daß ich andern Wittwern zum Heiraten rate und selbst ein Herz behalte, das voll Traurigkeit um das Weib meiner Jugend ist. Auch geht es sonst nicht. – Schon mehrere Wochen gehe ich mit dem Gedanken um, der Magd das Regiment zu nehmen, um es in die Hände einer ältlichen, gebildeten Person niederzulegen. Ich weiß, daß auch das nicht viel sein wird, allein wenn meine Kinder größer werden und auf Schulen sind, brauche ich Niemand mehr und kann mir selbst leicht helfen. Bis dahin muß ich eben meine unbequeme

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/73&oldid=- (Version vom 1.8.2018)