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 „Wir müssen traurig werden, um fröhlich zu sein. Es gibt verschiedene Blicke in den Einen Himmel. Auch meine werden richtig sein. Aber es schaut kein Fröhlicher dieser Welt jenseitige Herrlichkeit. Wer aber diese schaut, dem wird gegeben, die Traurigkeit, die unabwendbar ist auf Erden, in Freuden zu ertragen.“




 Doch die Pforten des Jammers waren mit Helenens Tod für Löhe noch nicht geschlossen. Sein jüngstes Kind, ein kräftig entwickelter Knabe, fieng bald nach dem Tode der Mutter zu kränkeln an. Das Kind hatte Monate lang schwer zu leiden, bis ihm am 14. September 1844 der Tod Erlösung brachte.

 „Mein lieber Philipp“ schrieb Löhe an diesem Tag in sein Tagebuch – „geht Abends 6 Uhr heim zur allerliebsten Mutter und seinem HErrn HErrn.“

 Löhe hielt seinem Kinde die Leichenfeier und verlas dabei den schönen Lebenslauf, den unsere Leser S. 85–89 mitgetheilt finden.




 Beim Blick auf seine verwaisten Kinder, von welchen das älteste beim Tode der Mutter erst fünf Jahre zählte, drängte sich selbstverständlich Löhe der Gedanke der Wiederverheiratung zu ernstester Erwägung auf. Der Rat seiner nächsten Verwandten war, daß er zu einer zweiten Ehe schreite. Nur zögernd und widerwillig nahm Löhe diesen Rat in Ueberlegung. „Man drängt in mich“ – heißt es einmal in seinem Tagebuch – „wegen N. N. Aber wenn ich ruhig denke, ist mir Vereinigung mit Helene im ewigen Leben wünschenswerther. Meine ganze Seele ist bei Helene. Mein Geist sehnt sich nach ihr. Gott lenk’s zum Besten!“

 Löhe war damals, wie ja auch aus dem ersten Theil seines evangelischen Geistlichen bekannt ist, nicht principiell wider die

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.8.2018)