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das Maul ein wenig verziehen; dann werden die Lippen wie gewöhnlich über einander klappen.“

 Aber trotz alles Ersatzes, den Löhe in der Freundschaft, im anregenden Umgang mit besuchenden Fremden und vor allem in seiner reichen und reichgesegneten Wirksamkeit fand, war doch seit dem 24. November 1843 die Freudenkrone dieser Erde von seinem Haupte gefallen, und er wurde von da an je länger desto mehr eingeführt in die Erfahrung, daß dieses Leben, auch wenn es köstlich gewesen, dennoch Mühe und Arbeit ist, und daß es nur die Freude des Glaubens ist, welche von uns Niemand nehmen kann.




 Im Jahre 1853 starb auch Löhe’s hochbetagte Mutter. Alljährlich pflegte sie zur Sommerszeit ihren Sohn auf längere Zeit heimzusuchen, und bei Gelegenheit eines solchen Besuches war es, daß ihr Ende sie ereilte. Bei der Nähe von Fürth und Tettelsau, die häufigen persönlichen Verkehr ermöglichte, war der Briefwechsel zwischen Mutter und Sohn ein seltner. Doch liegen uns aus einer Reihe von Jahren die Gratulationsbriefe vor, die Löhe seiner Mutter zu ihren letzten Geburtstagen schrieb. Sie sind alle durchdrungen von den Gefühlen innigster Verehrung und Dankbarkeit, die der Sohn seiner Mutter bis zum Ende bewahrte. Mögen zwei dieser Briefe als Denkmal kindlicher Pietät Löhe’s hier Mittheilung finden. Der eine ist vom 11. Mai 1848 und lautet:


 „Liebe Mutter!

 „Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Geburtstag und freue mich, daß ich heuer noch rechtzeitig daran denke, um Ihnen gratulieren zu können. Ich danke mit Ihnen unserm lieben HErrn, daß Er Ihnen 78 Jahre durch alles Kreuz und allen Jammer so gnädig geholfen hat, und hoffe, Er wird Ihnen

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)