Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/8

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Wittwerlebens kannte, wie eine Sage aus fernvergangenen Zeiten. Die Rührung aber, die in solchen Momenten ihn ergriff, verrieth wohl, wie unverlöschlich in seiner Seele die Erinnerung an jene Tage einzigartigen Glückes lebte, das ihm in den sechs Jahren seiner Ehe beschieden war. Das Denkmal, welches er der Erinnerung an dieses kurze Erdenglück widmete, ist unsern Lesern in dem „Lebenslauf einer heiligen Magd Gottes aus dem Pfarrstande“ längst bekannt. Sie werden es uns trotzdem nicht verargen, wenn wir – der Vollständigkeit halber – jene Erinnerungsblätter hie und da als Quelle für unsre Darstellung benützen. Für diejenigen, die wohl das eben erwähnte Schriftchen kennen, die edle Frau aber, deren Lebensbild es in kurzen Zügen entwirft, nicht persönlich gekannt haben, mag die Versicherung am Orte sein, daß hier die Liebe des Gatten von der Gattin nicht ein idealisiertes, sondern ein wahrhaftiges und getreues Bild entworfen hat. Man weiß ja, wie der Tod die Macht hat, um das Bild, das wir von unsern Geliebten in der Erinnerung festhalten, einen Schein der Verklärung zu weben, und unwillkürlich glaubt man sich berechtigt, bei Lebensbildern, bei welchen Pietät und Liebe gegen die Heimgegangenen die Hand des Darstellers geführt haben, ein größeres oder geringeres Maß von Lobeserhebung und Verherrlichung in Abzug bringen zu dürfen.

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 Aus diesem Grunde war es dem Schreiber dieses von Werth, aus dem Mund eines mit Löhe und seiner Gattin nah befreundeten Mannes, dessen unbestochenes und maßvolles Urtheil überall in gebührendem Ansehen steht[1], an Löhe’s Grabe die Versicherung vernehmen zu dürfen, daß das von Löhe entworfene Bild seiner seligen Gattin frei von aller verschönernden Zuthat


  1. Es ist der inzwischen auch heimgegangene Prof. Rudolf v. Raumer.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)