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Ihr Brautstand und der Anfang ihres Ehestandes waren heilige Zeiten. Am 25. Julius 1837 wurde sie getraut. Bei ihrer Trauung sang man auf ihr Verlangen das Lied: „Nun danket alle Gott,“ von welchem der zweite Vers ihr insonderheit lieb war. Ihr erinnert Euch, daß er heißt:

„Der ewig reiche Gott woll’ uns bei unserm Leben
Ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben
Und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort
Und uns aus aller Noth erlösen hier und dort.“

 Am 1. Aug. 1837 zog sie mit ihrem Gatten in Neuendettelsau ein. Derselbe erstaunte je länger, je mehr über die Einfalt und Demut, über die Sanftmut und Freundlichkeit, über die Zartheit und Festigkeit ihrer Liebe. Mit jedem Tage schätzte er sie mehr und achtete sie als das heiligste Kleinod seines Lebens. Sechs schöne, friedenvolle, herrliche Jahre lebten wir zusammen. Sie wurde ganz Pfarrerin und fand sich leichten Mutes in die vielen Entbehrungen, welche ihr im Vergleich mit ihrem frühem Leben auferlegt wurden.

 Sie gebar ihrem Ehegatten vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter. Ach, wie hatte sie ihre Kinder geliebt, und welch eine Gnade wurde ihr verliehen, sie zu ziehen! Als ihr letztes Kindlein geboren wurde, segnete ihr Gatte zur Stunde der Geburt ein sterbendes Kindlein ein. Wenige Tage lag sie auf dem Wochenbette, da wurde ihr der Tod ihrer liebsten Freundin, Frau Hedwig Zeilinger, gemeldet. Wenige Wochen war sie außer dem Wochenbette, da starb ihr die edle Mutter. Sie ertrug den Tod derselben mit christlichem Mute, aber es blieb ihr eine unaustilgbare Sehnsucht nach ihr. Im Verlauf des Jahres starb noch eine edle Freundin ihrer Seele. Sie empfand Alles, sie wurde desto aufmerksamer auf das Sterben. Sie besuchte die Kranken und Sterbenden eifriger als je. Sie schickte

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/88&oldid=- (Version vom 1.8.2018)