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sie bei sich zu behalten. Er hätte gerne alle seine Habe an die Armen vertheilt, um sein Kleinod zu behalten. Der HErr aber nahm sein Gelübde nicht an. Er eilte mit ihr zu ewigen Freuden. Große Schmerzen, schwere Leiden mußten überwunden werden. Dazu war ihre Zunge gebunden, daß sie nicht mehr reden konnte. Ach Gott, ach Gott! Wie schwer wurde es nun dem Ehegatten, sein Kleinod fahren zu lassen und Gott zu opfern. Es geschah, der HErr führte sie am Tage seiner Leiden, Nachmittag 1/23 Uhr heim. Sie ist Seine Braut und Er ihr ewiger Bräutigam. Ihr zeitliches Leben währte 24 Jahre 5 Monate 3 Tage, ihr Leben bei Gott hat kein Ende.

 Der HErr verzeihe dem Ehegatten, ihren Waisen, ihren Dienstboten Alles, wodurch sie sich an ihr versündigt haben. Denn eine so sanftmütige, heilige Gattin, Mutter und Hausfrau zu betrüben, ist doppelte Sünde. Er vergelte ihr aber vor Seinem Thron alle die unzähligen Wohlthaten, welche sie mir und meinen Kindern gethan hat. Er vergelte, vergelte, vergelte ewig!

 Dank aber sei Ihm für ihr Leben und für ihre Auflösung, Dank für das heilige Beispiel, welches sie gegeben, Dank für den Trost, den sie empfangen, Dank für alle zeitliche und ewige Wohlthat, die sie genoß! – Der HErr verleihe, daß mein Gebet erhört werde und sie mich aufnehme in die ewigen Hütten.

 Ihr aber, ihr Glieder dieser Gemeinde, habt eine treue, wohlwollende Freundin verloren. Sie kannte euch Alle mit Namen. Sehet ihr Ende an und folget ihrem Glauben nach.

Amen.




Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/90&oldid=- (Version vom 1.8.2018)