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über einen Sünder, der Buße thut, – was für eine Freude muß erst unter den Seligen im Himmel in Zion sein, wenn eine Seele heimkommt, gewaschen von aller Sünde und gereinigt von allen Flecken durch das allmächtige Wasserbad des HErrn. Nun ist mein Philipp bei seiner Mutter und Großmutter, in der allerheiligsten Kirche der Stadt Gottes, – einer von den Geistern der vollendeten Gerechten! Wer ist seliger zu preisen, als mein Kind? – Wären wir doch Alle so weit – und vor allem ich, der ich im Thale des Elends, wer weiß, wie lange, wallen und mich sehnen muß nach dem Glücke, das die Seelen derjenigen fanden, deren Leichname diese Gruft für den herrlichen Tag der Auferstehung verwahrt.

 Geliebte Freunde und Brüder! Ich habe meinem armen Kinde so wenig sein und wohlthun können im Leben. Es schmerzt mich, daß mir Andere in der Wohlthat vorangekommen sind. Ich danke denjenigen, welche ihm gedient haben, in meinem Namen und seinem Namen und im Namen der seligen Mutter. Kind und Mutter werden Euch in jenem Leben selber danken, wenn Ihr hingelanget, – und ich werde dann auch, wenn mich Gott durch die Kraft seines Wortes und Sacraments auch hindurchgerissen haben wird, am Danke es nicht fehlen lassen. Ja, auch Gott wird Euch danken für das, was Ihr an diesem geringen Knechte gethan habt!

 Zweierlei aber bitte ich Euch. Meine Todten leben – liebet sie und bleibet mit ihnen in Gemeinschaft. Danket dem HErrn und lobet ihn für ihre Seligkeit – und das nicht blos eine kleine Zeit. Lasset uns unsere Todten lieben, mit denen wir, so lange es auch noch währen kann und mag, vereinigt sind. Wir sind ja auch schon gekommen zum Berge Zion – und wenn wir gleich noch nicht in der Stadt Zion sind, die seinen Gipfel krönt, so sind wir doch schon im Hinansteigen.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/94&oldid=- (Version vom 1.8.2018)