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 Unter solchen Eltern verlebte meine herzliebe Mutter ihre Jugend.

 Ihr Lehrer und Seelsorger war der von ihr bis in den Tod hinein innig geliebte und verehrte Herr Dr. theol. Fronmüller, ein Schüler Gellert’s, an dem auch ihr lieber Vater mit inniger Liebe und Verehrung hieng. Der legte neben den frommen Eltern in ihr den Grund ihrer ungeheuchelten Religiosität.

 Als meine liebe Mutter 12 Jahre alt war, am 7. Octbr. 1782, starb ihr die fromme Mutter. 2 Jahre 10 Monate und 16 Tage lebte der theuere Vater im Wittwerstande, dann verheiratete er sich zum zweiten Male mit Anna Barbara Ammonin, einer frommen Müllerstochter von Petersgemünd, mit welcher er am 24. August 1785 getraut wurde. Diese Ehe dauerte nur 9 Monate und 4 Tage: am 28. Mai 1786 an einem Sonntag Nachts zwischen 11 und 12 Uhr starb der edle Mann an einem Gallenfieber fauler Art. Er hatte heiße Todesleiden, aber Dr. Fronmüller dankte am Grabe insbesondere „für die reichen Tröstungen, die ihm der HErr unter dem Kampfe seiner Leiden aus seinem Worte hatte zufließen lassen.“ Das sind die Worte Fronmüller’s, welcher ihm die Leichenpredigt über den Spruch hielt: „Das Gedächtnis des Gerechten bleibt im Segen.“

 Nun war meine liebe Mutter, eine Jungfrau von 16 Jahren, eine vater- und mutterlose Waise. Alle Verhältnisse änderten sich. Die Stiefmutter, welche nach dem Tode ihres Eheherrn eine noch lebende, liebe Tochter, Helene, verheiratete Dräsel, geboren hatte, verheiratete sich anderweit, und das väterliche Haus und Geschäft kam an die ältere Tochter, Maria Clara, geb. 25. November 1765. Sie heiratete einen Fürther Jüngling, Johannes Löhe, dem sie aber bereits in ihrem ersten Wochenbette starb. Der verwittwete Kaufmann Johannes Löhe heiratete nun meine Mutter, die damals 19 jährige Barbara

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)