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vorgenommen werden sollten ohne sein Mitwissen und seine Billigung. Dieses Begehren wurde nun für unzulässig erklärt. Ebenso ein anderer Plan Löhes, der dahin ging, das Kolonisationskapital mit dem Kirchengut von Frankenhilf zu vereinigen und daraus ein Hilfskapital für einwandernde Franken und deren Abkömmlinge zu gründen. Um auf diese Stiftung den nötigen Einfluß zu behalten, hielt es Löhe für nötig, über die durch ihn gegründete, überdies noch nicht zur Missourisynode gehörige Gemeinde Frankenhilf eine Art Patronatsverhältnis, sowie ein Aufsichtsrecht über das Stiftungsvermögen und dessen Verwendung in Anspruch zu nehmen. Diese Stellung zu den deutschen Freunden wurde jedoch der Frankenhilfer Gemeinde von Leitern der Missourisynode als ein „knechtisches Abhängigkeitsverhältnis,“ als eine Rückkehr unter eine „schmähliche Priesterherrschaft“ verdächtigt.

 Ein weiterer Grund der Entfremdung zwischen Löhe und der Missourisynode war schließlich der Umstand, daß Löhe in dem zwischen Missouri und Grabau ausgebrochenen Streit nicht einfach die Partei der ersteren ergriff. Seine Stellung in diesem Streit war, wie er einmal schreibt, die der Mißbilligung des ganzen Streits. Er fand Grabaus und Rohrs Tyrannei unleidlich, aber auch die Art und Weise der missourischen Polemik höchst unerfreulich. „Ich werde,“ schrieb er am 31. März 1853, „mich durch nichts abwendig machen lassen, zu lieben und durch nichts treiben lassen, die gegenwärtigen Verhältnisse zu billigen. Amerika ist groß genug für eine dritte Partei, die das Wahre von beiden Teilen sucht und hält, beiderseitiges Unrecht verwirft und mehr bauend als streitend, mehr hoffend als habend, ihre Bahn vorwärts geht.

 Ich stelle mich friedlich dahin und wirke, weil es Tag heißt, und denke, die Friedfertigen werden das Erdreich ererben. Ich bete, daß die Synode Missouri, jetzt gehoben und stark, nicht auf der eigenen Spitze, zu der sie es treibt, bricht.“

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)