Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/14

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 10. Kämet Ihr je ins heilige Amt, so würdet Ihr von uns aus angewiesen sein, zu bedenken, daß es nichts Leichtes ist, Gottes Wort recht zu predigen, so leicht sich’s auch manche in jenem Lande machen, wo ein jeglicher an jeglichem Orte frei zu reden unternimmt. Für einen solchen Fall seid Ihr von uns zum voraus angewiesen, Euch aus Luthers Postillen oder den Predigten anderer rechtgläubiger Lehrer ehrlich und gründlich vorzubereiten und nichts Unbedachtes zu reden....

 Wir weisen Euch auf alle Fälle ernstlich an, alles lärmende, trommelnde, die Nerven und das Gefühl erregende, die Heilsordnung überrumpelnde Predigen der Methodisten zu vermeiden. Der HErr bewahre Euch vor dieser Weise und lasse Euch pflanzen und begießen in Frieden, wenn es sein Wille ist.

 11. Ihr möget nun aber im priesterlichen oder im Schulamte arbeiten, so gebt Ihr uns durch Eures Namens Unterschrift, sowie durch dargereichte Bruderhand das Gelöbnis, Euch strenge zu der apostolischen, nun in der Zeit ihres Kampfes evangelisch-lutherisch genannten Kirche zu halten, und jede kirchliche Gemeinschaft andern Namens und Wesens zu vermeiden. Um der Verfassung, um des äußern Wandels ihrer Glieder willen ziehet keine andere Gemeinschaft, keine Sekte der Kirche vor. Da ist die Kirche Gottes, wo man das Wort und die heiligen Sakramente ohne Zu- und Abthun festhält. Bei der bleibet! – Nur für ihren Dienst haben wir Euch bisher unterstützt, nur für sie werden wir Euch ferner unterstützen. Wir verlangen daher von Euch zu möglicher Beruhigung unsrer Seelen und zur Kräftigung Eures Gewissens das schriftliche Gelöbnis, daß Ihr

1) bei den drei uralten Symbolen der heiligen Apostel, der Kirchenversammlung zu Nicäa, des heiligen Athanasius,
2) bei der unveränderten augsburgischen Konfession und deren Apologie,
3) bei den schmalkaldischen Artikeln,
4) bei den beiden Katechismen Luthers,
5) bei der Konkordienformel

verbleiben wollet.

 12. Auch wenn Euch der HErr zum heiligen Amte beruft, sollt Ihr, sofern nicht das heilige Amt alle Eure Zeit wegnimmt, bei Eurem Handwerk bleiben, auf daß Ihr gedenket, von wannen Euch Gott genommen, – auf daß Ihr eine Erinnerung mehr zur Demut habet. Denn weil kein Mensch unter der Sonne ist, welcher zum Hochmut nicht immer neue Anfechtung hätte; so ist es gut, jedes gute Mittel gegen den Hochmut zu ergreifen, daß wir ja nicht Gott den HErrn selbst zum Widerstande haben.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)