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Schließlich tröstete sich Löhe mit dem Gedanken, daß „wenn das Diakonissenhaus auch nur ein Jahrzehnt unter Gottes Segen seinem Zweck gedient hätte und dann zur Ruine würde, der Geldverlust gar nicht in Anschlag zu bringen wäre gegen den Strom der Güte und Barmherzigkeit des HErrn, der sich in dieser Zeit von ihm ergossen haben würde.“ Und so blieb es bei der Wahl Neuendettelsaus.

 Nachdem die Ortsfrage entschieden war, gieng man unverweilt an die Ausführung des Plans. Die drei Vorsteherinen waren bereits an Ort und Stelle, auch eine genügende Anzahl von Schülerinen, sechs Diakonissenschülerinen und zwei Hospitantinen, war angemeldet und so wurde am 9. Mai 1854, dem Tage Hiobs, die Neuendettelsauer Diakonissenanstalt eröffnet. Die Anstalt war damals und während des ganzen Sommers hindurch zur Miete in den oberen Räumen des Gasthauses zur Sonne, wo früherhin auch die Missionsanstalt Herberge gefunden hatte, so daß jenes allerdings sehr ländliche Gasthaus die Wiege der beiden in Neuendettelsau jetzt noch neben einander bestehenden Anstalten geworden ist. Die Eröffnung gieng in feierlicher Weise vor sich. Man begab sich in festlichem Zug in die von einem zahlreichen Publikum der Umgegend dicht besetzte Kirche. Nach Gesang und Schriftverlesung (Matth. 25, 31–46 und Röm. 16, 1–16, zwei Lektionen, die seitdem bei allen Einsegnungsfeiern des Diakonissenhauses immer wieder erklingen) übergab der Vorstand des Vereins Dekan Bachmann die (freilich erst werden sollende) Diakonissenanstalt dem leitenden Kollegium, in dessen Namen Löhe die geschehene Uebergabe acceptierte und eine Ansprache an die um den Altar her versammelten Vorsteherinen und Schülerinen der Anstalt hielt.

 Die Diakonissenanstalt war hiermit eröffnet. Schon am nächsten Tag fieng Löhe seinen Unterricht an mit Repetition des Katechismus, und einige Tage darauf begann auch der ärztliche Unterricht,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/161&oldid=- (Version vom 1.8.2018)