Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/162

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Dr. Schilffarth von Windsbach erteilte. Noch ein dritter Lehrer war an der jungen Anstalt thätig: der Schullehrer Güttler, ein Dettelsauer Kind, ein Schüler und Pflegling Löhes. Derselbe erteilte den Gesangunterricht und sollte außerdem sich der geistigen Pflege von Schwach- und Blödsinnigen widmen. Mit Eifer gieng man allerseits ans Werk: die Lehrer lehrten, die Vorsteherinen repetierten den gesammten Unterricht, und mit jenem Schwung der Seelen, den geistlich gehobene Anfangszeiten zu verleihen pflegen, setzte man sich über Unvollkommenheiten und Mängel des äußeren Lebens hinweg und fügte sich gern in die engen Verhältnisse des Gasthauses zur Sonne. Aber freilich mehr als eine interimistische Herberge konnte die Diakonissenanstalt dort weder suchen noch finden: man mußte sofort an die Aufführung eines Neubaues denken. Nahe genug am Dorf und doch in solcher Entfernung, daß die allmählich entstehende Diakonissenkolonie ein in sich geschlossenes Ganzes bilden konnte, auf dem höchsten Punkte der Umgegend, von wo aus man einen stillen, lieblichen Blick in die nahen fränkischen Berge genießt, wurde der Bauplatz gewählt und so rasch ans Werk gegangen, daß bereits am 23. Juni 1854 der Grundstein gelegt werden konnte. Man hielt es der Bedeutung der Sache für angemessen, diesen Akt feierlich zu begehen und über den bereits aus der Erde sich erhebenden Bau den Segen Gottes herabzuflehen. Es war die erste derartige Feier in Dettelsau, der später so viele ähnliche folgen sollten. Deshalb und weil bei der schönen liturgischen Ausgestaltung des Actes eine eingehendere Beschreibung von allgemeinerem Interesse sein dürfte, glauben wir über den Verlauf dieser Feier etwas mitteilsamer sein zu sollen.

.

 Es war der Freitag nach Trinitatis. Eine ansehnliche Zahl von Teilnehmern aus der Nähe und Ferne hatte sich versammelt. Um vier Uhr nachmittags bewegte man sich in feierlichem Zuge dem Bauplatze zu. Als der Zug dem emporwachsenden Gebäude

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)