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Diakonissenhauses aufgesucht wurde. Aber er war nicht Eigentum der Diakonissenanstalt und von derselben ziemlich entfernt. Der Mangel eines eigenen Gartens machte sich immer fühlbarer. So mußte z. B. der ganze Bedarf an Gemüse sechs Stunden weit per Achse von Nürnberg her bezogen werden. Das war ein unerträglicher Notstand, der Abhilfe verlangte. Ebenso sehr aber stellte sich das Bedürfnis heraus, behufs der notwendigen Verschönerung der Umgebungen des Hauses, deren „Rustizität“ dem Charakter der ganzen Anstalt nicht entsprach, einen eigenen Gärtner anzustellen. Es gelang der Anstalt, einen in seinem Fache sehr tüchtigen Gärtner zu gewinnen, durch den in der That der rohe Fleck Erde östlich vom Betsaal in einen lieblichen Garten umgewandelt, und der Beweis geliefert wurde, „wie lieblich die Natur ihren Schmuck denjenigen darbeut, die einigen Fleiß auf sie verwenden.“ Löhe selbst opferte dem Garten den Ertrag einer schriftstellerischen Arbeit, nämlich seine „Sieben Vorträge über die Worte Jesu Christi vom Kreuz“. Der Gärtner der Anstalt hatte nämlich die Notwendigkeit vorgestellt, einige Einrichtungen (holländische Kasten etc.) im Garten zu machen, ohne welche er die ihm gestellte Aufgabe nicht erreichen könnte. Man hatte aber nicht den Mut, von den für die Anstalt selbst eingehenden Gaben einen Teil zur Ausführung seiner Vorschläge zu verwenden. Da stellte ihm Löhe das Manuscript jener sieben Passionspredigten zur Verfügung mit dem Wunsch, daß seine Arbeit wie ein Samenkorn in die Erde fallen möge, damit aus ihm „eitel Ehrenpreis der hochgelobten Schönheit des Gekreuzigten hervorwachse.“

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 Wie sehr hat sich Löhe aber auch des Diakonissengartens gefreut. Gern gieng er zur Frühlings- oder Sommerzeit etwa vor dem sonntäglichen Gottesdienst ein Weilchen in demselben lustwandeln und genoß all die Schönheit und den Wohlgeruch, der ihn da umgab, ohne daß er je eine Blume oder auch nur

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/231&oldid=- (Version vom 1.8.2018)