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bei andern in großen Städten gelegenen Diakonissenhäusern ein Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck. „In unserem Hause – sagt einer der ersten Berichte – sind genau genommen nicht die Pflegerinen für die Kranken, sondern diese für jene da.“ „Es ist nie unsre Absicht gewesen, mehr Kranke aufzunehmen als nötig ist, um unter Hinzunahme der Krankenpflege in der Gemeinde und Umgegend zur Lehre die nötige Übung zu gewähren.“ Namentlich dieser „ambulanten Krankenpflege“ unter dem Landvolk der Umgegend wurde von Anfang an besondere Aufmerksamkeit zugewendet, nicht blos um den werdenden Diakonissen vermehrte Gelegenheit zur Praxis zu geben, sondern auch in der Absicht, in der Landbevölkerung selbst Sinn und Geschick zum Dienst an ihren Kranken zu erwecken und zu erziehen. Zu diesem Zweck wurden die Armenhäuser der Umgegend besucht und dabei die Erfahrung gemacht, „wie viel Elend auf dem Lande hilflos verwimmert wird,“ aber auch die Überzeugung gewonnen, daß nicht der akute Kranke, sondern der Alte, Sieche und Gebrechliche auf dem Lande der Hilfe und des Erbarmens am bedürftigsten ist. „Jenen steht der Landmann bei, weil die Not kurz verläuft, für diese aber verliert er die Teilnahme, denn es währt ihm zu lang und kostet zu viel.“ Er wird „ihrer Trübsale leicht müde“. Ein Siechenhaus, ein γηροκομεῖον (Altenheim) schien Löhe auf dem platten Lande weitaus die nötigste und größte Wohlthat zu sein. Wirklich wurde schon im Sommer 1857 ein Anfang zur Abhilfe dieser Not gemacht, indem ein inmitten des Dorfes gelegenes Haus, das feil wurde, angekauft und als „Pfründhaus“ und „Dorfhospital“ eingerichtet und auch sofort von einer Diakonissin mit zwei alten Pfründnerinen bezogen wurde.

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 Auch bei Errichtung dieser Anstalt war der Wunsch leitend, daß der Segen des Diakonissenhauses der Stätte seines Ursprungs zu allernächst zu gut kommen möge. Kaum wird man sagen dürfen,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/251&oldid=- (Version vom 1.8.2018)