Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/252

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

daß die wohlmeinende Absicht von den Nächstbeteiligten erkannt wurde, mehr als Wohlthat wurde von der umwohnenden ländlichen Bevölkerung die Anstellung eines eigenen Arztes und die Errichtung einer Hausapotheke seitens des Diakonissenhauses empfunden, da Arzt und Apotheke nun um so viel bequemer und billiger zu haben waren.

 Reichlicher als von der Nachbarschaft wurde der Dienst Dettelsauer Diakonissen von auswärtigen weiblichen Kranken aus den gebildeteren Ständen, die im Diakonissenhause Aufnahme suchten, in Anspruch genommen. Diesem Bedürfnis verdankte der schöne Siechensaal, zu dessen Bau eine Schwester ihr Vermögen geschenkt hatte, seine Entstehung. Der Saal, eine Nachschöpfung eines von Löhe kurz vorher mit Bewunderung gesehenen Vorbilds im Hotel de Dieu in Lyon, war der Länge nach durch einen Gang geteilt, zu dessen beiden Seiten sich mäßig große, durch Bretterwände und Vorhänge geschiedene Zellen befanden, während der freie Raum in der Mitte, auf den der Blick aus den Zellen geöffnet werden konnte, zur Pflege der Gemeinschaft und vor allem des gottesdienstlichen Lebens diente, so daß auf diese Weise Gemeinschaft und Absonderung der Kranken erreicht wurde. Leider waren die Kranken, für welche der Saal vermeint war, weder zahlreich noch gleichartig genug, so daß er bald anderen Zwecken dienen mußte als für welche er gestiftet war.

 Im Jahr 1865 schien die ursprüngliche und immer fest gehaltene Absicht des Diakonissenhauses, vor allem seiner nächsten Umgebung zu dienen, der Ausführung nahe. Um jene Zeit drang die bayrische Regierung ernstlich auf Errichtung von Distriktskrankenhäusern, und der Distrikt Heilsbronn fand es bequem, das schon bestehende Diakonissenkrankenhaus für die voraussichtlich wenigen vorkommenden Fälle auch als Distriktshospital zu benutzen, zu dem Satz von 24 kr. = 70 Pf. für die Verpflegung eines Kranken per Tag. Es war vorauszusehen, daß trotz dieses niedrigen

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/252&oldid=- (Version vom 1.8.2018)