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Terminieren der Schwestern hörte auf. Um Letzteres war es am Ende nicht schade. Das Terminieren, welches die Landbevölkerung bisher nur als Privileg der Bettelorden kannte, behielt nach ihrem Urteil bei evangelischen Schwestern immer einen fremdartigen Beigeschmack. Auch für die Schwestern war der Wegfall dieser Bittgänge eine Wohlthat. Löhes Vorliebe für solche antikisierende Formen, der Schwung, den er durch seine eigne Begeisterung den Seelen zu geben vermochte, der Reiz der Neuheit der Sache half wol am Anfang über Nöte und Schwierigkeiten hinweg; aber auf die Dauer würden doch die Schwestern trotz mitunter erfreulicher Erfahrungen diese Terminiergänge zu den „sauren Gängen“ ihres Berufes zu rechnen gehabt haben. Diese Gänge im Wind und Wetter zur rauhen Frühjahrs- und Herbstzeit auf oft grundlosen Pfaden würden der Gesundheit manch zarter Jungfrau stark zugesetzt haben und im Verhältnis zu dem Erreichten und Erreichbaren ein nicht zu verantwortender Verbrauch an Diakonissenkraft und Diakonissenmaterial gewesen sein.

 Langsam füllten sich dann doch die beiden Spitäler, am leichtesten das Frauenhospital, mit Kranken, Pfründnern, Siechen. Aber es ist auch erklärlich, warum unter allen von Löhe gegründeten Anstalten die beiden Spitäler allein sich nicht vergrößerten. Während alle übrigen zur Anstaltskolonie gehörigen Gebäude sich dehnten und reckten, sind die letztgenannten aus ihrem Kinderkleid nicht herausgewachsen. Doch dienen sie auch an ihrem Teil und nach ihrem Maß den Zwecken der Barmherzigkeit, ja demjenigen unter ihnen, bei welchem (wie es in einem Berichte heißt) man am tiefsten davon überzeugt sein kann, daß er nach dem Sinn des Erlösers ist.

 Anhangsweise mag hier noch eine Thätigkeit erwähnt werden, die sich räumlich an das Männerhospital anschloß: der Fürsorge für Wanderer (wandernde Handwerker). Am liebsten hätte Löhe ein Xenodochium (Fremdenhospital) für diese Armen von der Landstraße

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/255&oldid=- (Version vom 1.8.2018)