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hatten Erlaubnis und Recht, das Diakonissenhaus nicht minder als ihr Mutterhaus anzusehen wie die blauen.

 Mehr zufälliger Art war die Entstehung der „roten“ Schule (1862), wie auch ihr Verhältnis zum Diakonissenhaus aus diesem Grunde ein äußerlicheres blieb. Da nämlich dem Diakonissenhaus in steigendem Maße auch jüngere Schülerinen in noch schulpflichtigem Alter übergeben wurden, so entstand die Nötigung, dieselben in eine eigene Klasse zusammenzufassen, deren Pensum wesentlich das der deutschen Volksschule war. Dazu kamen als Externe die Kinder einiger gebildeter Familien im Pfarrdorf, für die es eine Wohlthat war, die Dorfschule zu vermeiden und ihre Schulbildung in der Elementarschule des Diakonissenhauses sich aneignen zu können. Auch die rote Schule fand ihre Unterkunft in den Räumen des Diakonissenhauses und hat gewiß davon Segen gehabt, wenn gleich für die schon altershalber unreiferen Zöglinge dieser Schule der nahe Zusammenhang mit dem Diakonissenhause, seinen Zwecken und Werken für weniger bedeutungsvoll erachtet wurde als für die grüne Schule.

 Dem Bestreben der Lehrer und Lehrerinen des Hauses, die Gemeinschaft des Geistes mit ihren ehemaligen Schülerinen zu pflegen und der Anhänglichkeit derselben an den Ort, der so manchen unter ihnen nicht blos eine in dankbarer Erinnerung gebliebene Bildungs-, sondern auch Segensstätte geworden war, verdankte auch eine eigentümliche Blüte Dettelsauer Lebens ihr Dasein: das Heimsuchungsfest der Töchter Dettelsaus, das am Tag Marien Heimsuchung (2. Juli) gefeiert wurde.

 Die Anwesenheit einer größeren Anzahl ehemaliger Schülerinen in den Ostertagen des Jahres 1861 gab beim Liebesmahl am Gründonnerstagabend Anlaß zu der Bemerkung, daß es wol ein Zug des Geistes Gottes selber sei, der so viele frühere Schülerinen auf einmal zur Festwallfahrt nach Dettelsau bewogen habe, und

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)