Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/291

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zwar angenommen, die Schwestern fanden aber keine Berufung und mußten, um nicht müßig am Markt zu stehen, selbst ausgehen und sehen, wo ihre Hilfe angenommen würde. Der Überfluß an katholischen Pflegern und Pflegerinen, sowie die schärfere Spannung der confessionellen Gegensätze (die katholische Bevölkerung Bayerns faßte den Krieg als Religionskrieg), machte es ihnen jedoch auch an Ort und Stelle schwer, Gelegenheit zur Bethätigung ihres guten Willens zu finden. So kam es, daß sie ihre ersten Dienste verwundeten Preußen in Kissingen zu leisten hatten. Später erst fanden sie ihren Wirkungskreis in den bayerischen Lazarethen von Würzburg und Veitshöchheim. Die Kaiserswerther Schwestern, die in Böhmen, und die Dresdener, die in Österreich zu dienen hatten, haben ohne Zweifel großartigere und mannigfaltigere Erfahrungen zu sammeln Gelegenheit gehabt, aber auch für die Dettelsauer Schwestern war die bescheidene Lazareththätigkeit im Jahr 1866 eine Vorschule für die viel ernsteren und größeren Aufgaben, die ihnen der Krieg von 1870/71 stellte.

.

 Das Jahr 1867 brachte Löhe als Anerkennung seiner Thätigkeit auf dem Gebiet der Diakonie und seiner Verdienste um Pflege der bayerischen Verwundeten im Krieg von 1866 das Ritterkreuz I. Klasse vom Orden des heil. Michael, die einzige öffentliche Auszeichnung, die sein Wirken jemals fand. Er berichtete darüber seiner damals abwesenden Tochter in einem Brief, aus dem wir Folgendes ausheben: „Mit dieser Woche geht bei mir eine Art von Festwoche zu Ende. Vorigen Dienstag Nachmittags gabs den Anfang. Hr. Regierungsrat hatte die verschiedenen Collegien und alle Angehörigen des Diakonissenhauses versammelt und übergab mir im Auftrag das Ritterkreuz I. vom Orden des heil. Michael. Er selbst trägt ja das gleiche; ich trage es nicht. Er redete, ich antwortete. Dann brachte die Versammlung dem König ein dreimaliges Hoch, und die Schwestern sangen (auf meine Anordnung)

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)