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erregten Zeit an. Die Leiden des Krieges giengen übrigens an dem hiesigen Ort gnädig vorüber, bis Nürnberg kamen die feindlichen Heere; Dettelsau bekam keinen Preußen zu sehen.

 Auf welcher Seite damals Löhes Sympathien standen? Sein Herz (seine Psyche, wie er sich ausdrückte), fühlte mit den Süddeutschen und Österreichern, sein Verstand aber konnte von einem Sieg Österreichs kein Heil Deutschlands erwarten. Die größere staatliche und sittliche Tüchtigkeit lag ja doch bei den Preußen.

 Und so mag es mit der Äußerung, die ihm zugeschrieben wird, seine Richtigkeit haben: er wünsche den Preußen, zur Dämpfung ihres Übermuts, Schläge bis an die Alpen (wie bei Langensalza), aber auch Siege bis an die Alpen. Nachdem die Neuordnung der Verhältnisse Deutschlands in Angriff genommen worden war, wünschte er die Arbeit gründlich gethan. Die eine Weile auf der Bildfläche auftauchende Möglichkeit eines Südbundes erfüllte ihn mit Besorgnis. „Ich – schreibt er damals – der ich aller Politik mich längst entzogen habe, werde kaum über die öffentlichen Zustände trauriger werden können, als ich’s schon bin. Kein größeres Elend als ein südlicher Bund; ich wünsche Anschluß an die Herren von Deutschland.“

 Für das Diakonissenhaus war das Jahr 1866 von Bedeutung. Man kann wol sagen, daß das protestantische Diakonissentum überhaupt damals eine Art Feuertaufe erhielt, sofern es damals zuerst berufen wurde, im Ernstfall des Krieges durch Mitarbeit an einer großen nationalen Aufgabe die Probe seines Wertes abzulegen. Sicher datiert von diesem Jahre an die wachsende Anerkennung des Diakonissentums wenigstens in Süddeutschland.

 Löhe hatte beim Ausbruch des Kriegs den obersten Militärbehörden Bayerns 30 Schwestern zur Pflege der Verwundeten zur Verfügung gestellt und sich auch erboten, in Dettelsau selbst ein Lazareth mit 30 Krankenbetten herzustellen. Das Anerbieten wurde

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/290&oldid=- (Version vom 1.8.2018)