Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/309

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zu. Noch einmal suchte er Heilung oder Erleichterung seiner Beschwerden im Bade Ragaz im Sommer 1861. Irgend eine wesentliche Hilfe scheint ihm jedoch auch diese Cur nicht gebracht zu haben, wenn die Reise ihn auch gemütlich sehr erfrischte. Ein großer dankbar empfundener Genuß war ihm der Anblick der großartigen Naturschönheit der Schweiz, ihrer Thäler und ihrer Bergeshöhen, „die auch Sein sind“ Ps. 95, 4. Ganz hingenommen war er von einem Gang nach dem hochgelegenen Dorfe Pfäfers. „Etwas so Schönes – sagt er – hatte ich noch nicht gesehen. Mir war Pfäfers wie ein Abbild der ewigen Friedenshütten.“

 Von da an hat Löhe kein Bad mehr besucht. Von anderem abgesehen fehlten ihm dazu Zeit und Mittel. Nur einige zu rechter Zeit vollendete litterarische Arbeiten und die Honorare, die sie abwarfen, hatten die früheren Badereisen ermöglicht; jetzt bei zunehmendem Alter und stetig wachsender Lebenslast versiegte seine schriftstellerische Produktion und damit der wünschenswerte Zufluß zur Verbesserung seines geringen Pfarreinkommens. Aber diese notgedrungene Unterlassung fernerer Bade- und Erholungsreisen kostete ihm keine Entsagung, sein Vertrauen auf Menschenhilfe war ohnehin gering, die Heilkraft der für manche Fälle so wolthätig wirkenden Wasser bei ihm keine durchschlagende gewesen: so ergab er sich in die schwere Aufgabe fortgesetzten, angestrengten Wirkens bei krankhaft beschwertem Leibe. Es kennzeichnet ganz seinen eigenen Seelenzustand und seine Stellung zu der Frage, was der Christ zur Erhaltung und Wiedererlangung seiner Gesundheit thun solle, wenn er in seinem „Raphael“, einem Gebetbuch für Reisende, den Christen beim Antritt einer Badereise beten lehrt:

 „O HErr, ich habe meinen kranken Leib aus meiner Heimat bis hieher an diesen Ort gebracht, ob es Dir etwa gefiele, mir durch den Gebrauch der Wasser, welche Du hier aus der Erde sprudeln lässest, Heilung oder doch Erleichterung zu geben. Ich

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/309&oldid=- (Version vom 1.8.2018)