Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/308

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Dem Bächlein ist das muntere Plaudern eigen,
Jetzt rauscht es plätschernd auf am Felsgestein,
Dann murmelts froh, durchblitzt vom Sonnenschein,
Und tanzt durch Gras und Blumen seinen Reigen.
 * *
Der mächtige Strom trägt schon ein andres Zeichen,
Er rauscht gewaltig in das Land hinein,
Umtost den Fels mit wilden Melodei’n
Und gibt dann wieder Raum bedächt’gem Schweigen.
 * *
Wohl sind sie beide schön in ihrer Weise,
Doch schöner ist der See, auf dessen Flut,
Die tief und klar, ein sanfter Friede ruht.

Am Ufer flüstern nur die Halme leise,
Und leise furcht die Flut ein leichter Kahn,
Und der drin ruht, blickt schweigend himmelan.


 Auch von solchen Kurgästen, die dem Reiche Gottes noch ferner standen, fand der eine und andere durch Löhes geistige Bedeutung sich angezogen. Er war bemüht, für sie ein Missionar und Wegweiser zu Christo zu werden. Vielleicht darf auch die Notiz hier stehen, daß der alte Gasthofbesitzer zur „Fischotter“, der Goethe von seinem Carlsbader Curaufenthalt her kannte, sich gar nicht genug über die frappante Ähnlichkeit der Erscheinung und des Auftretens Löhes mit dem des Dichters verwundern konnte, wie er einem Freunde des Verfassers erzählte. Das Ruhige, Würdevolle des Benehmens beider mag den alten Mann zu seinem Vergleich veranlaßt haben.

 Beim Weggang von Carlsbad meinte der Arzt: Bei seiner guten Constitution habe Löhe Anlage, alt zu werden – nur müße er zu große geistige Arbeit vermeiden. Aber eben diese Bedingung war für ihn unerfüllbar, da die Arbeit am Diakonissenhause beständig zunahm. Der gemütlich ihn tief aufregende Sommer 1860, in welchen seine Suspension fiel, setzte auch seiner Gesundheit hart

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/308&oldid=- (Version vom 1.8.2018)