Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/331

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gelegenen Pfarr-Gottesacker, in der Gruft, die die sterblichen Reste seiner vorangegangenen Teuren barg, fand er seine Ruhestätte. Unter großer Teilnahme von nah und fern, hoch und niedrig, wurde er zu Grabe geleitet. Dort fand jedoch nur eine liturgische Feier statt, da er sich ausdrücklich jedes Menschenwort an seinem Grabe verbeten hatte, ein Wunsch, in den man sich freilich allerseits nur schwer zu finden vermochte, zumal dadurch auch die sonst in Dettelsau übliche Leichenpredigt im Gotteshause ausgeschlossen war. Aber die hehren Gottesworte, die bei der Aussegnung an seinem Sarge gelesen wurden: „Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen; Etliche zum ewigen Leben, Etliche zur ewigen Schmach und Schande. Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so Viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich“ – konnten eine menschliche Würdigung dieses Lebens überflüssig machen. Da indes Löhe ein Leichenbegängnis wie bei Diakonissen verlangt hatte, bei denen am Begräbnistag im Abendgottesdienst eine Parentation stattzufinden pflegte, so glaubte man sich zu einer solchen Gedächtnisfeier im engsten Kreis auch in diesem Fall berechtigt. Die Parentation hielt ihm der Schreiber dieses über Jes. 6, eine Stelle, die, wie Band I, S. 125 erzählt ist, Löhe an seinem Ordinationstage in bedeutsamer Weise zugeeignet wurde. Da lag es nahe, Parallelen zu ziehen, Beziehungen zu finden, etwas Vorbedeutendes auf Löhes Aufgabe im Reiche Gottes und den Erfolg seiner Wirksamkeit in jener Stelle zu suchen. Richtig glaubt der Verfasser damals gesagt zu haben, daß Löhe seine Zeit ähnlich der des Propheten ansehen durfte als eine Zeit des Abfalls der Massen, der Auflösung der theokratischen Verhältnisse, der Entchristlichung des Volkslebens, da für das Ganze nicht mehr viel zu hoffen sei, weshalb es Sammlung der Gläubigen in kleinere Kreise gelte, die durch Gottes Gnade Same der Kirche der Zukunft werden möchten. Richtig

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/331&oldid=- (Version vom 1.8.2018)