Seite:Zapolska Käthe.djvu/061

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Knochen und Kartoffelschalen usw. Bei näherer Umschau bemerkte sie den Mangel an notwendigen Gerätschaften, wie Besen, Bürste und Geschirr. Trotzdem begann sie mit großem Eifer diesen Erdenwinkel aufzuräumen, in dem sie fortan leben sollte.

Nachdem sie den Fußboden aufgewischt, versuchte sie auch die Wände zu säubern. Dies gelang ihr aber beim besten Willen nicht, so große schwarze Flecke bedeckten die längst nicht mehr getünchten Mauern.

Ein winziges Fensterchen führte nach einem kleinen Seitengang mit eisernem Geländer, welcher, an der Ecke gekrümmt, empor bis zum spitzen Dache eines Anbaues sich fortsetzte. Dies Fensterchen bot natürlich nur spärlich Licht und Luft.

Tief seufzte Käthe auf, um möglichst viel Luft in die breite Brust einzuziehen, – sonst wäre ihr das Blut in den Kopf gestiegen.

Plötzlich wurde die zur Stube führende Tür geöffnet und herein trat ein älterer Mann im Schlafrocke, augenscheinlich der Hausherr.

Käthe erhob sich und trat ihm näher, mit dem Wunsche, in den Falten des altersgrauen persischen Gewebes die Hand des Brotherrn zu finden und sie ehrfurchtsvoll zu küssen.

Die Hand steckte jedoch in dem viel zu weiten Ärmel, der Brust des Mannes aber entrang sich eine Stimme, so schrill wie Hahnenkrähen:

„Was poltert da für ein neuer Bettsack so herum, daß man kaum noch denken kann?“

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/061&oldid=- (Version vom 1.8.2018)