Seite:Zapolska Käthe.djvu/062

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„Ich bin’s, gnädiger Herr, die Käthe.“

„Die neue Magd! Hm!“ knurrte der Mann. „Wahrscheinlich ebenso spitzbübisch und herumtreiberisch wie die andere! Na, na! Ich werde dich schon aufs Korn nehmen und du wirst mir gehorchen! Mir, hörst du? Nur mir, nicht meiner Frau. Denn bei mir dienst du! Verstanden! Ich bezahle dich. Meine Frau hat gar nichts. Das gehört alles mir. Das ist meine blutige Arbeit, die sie nur zuschanden macht!“

Und dabei fuchtelte er herum mit dem langen Ärmel, unter dem wahrscheinlich die Hand steckte, und zeigte Käthe sein ganzes Eigentum, die Frucht seiner saueren Arbeit: einige Kasserolle, eine alte Feuerzange und Lichtscheere, einen blechernen Samowar, einen zerbrochenen Krug, einen verrosteten Kessel und allerlei sonstiges elendes Gerümpel, welches sich in den dunklen Winkeln versteckte, wie ein zerlumpter Bettler vor Scham.

Dann streckte der Mann im schmutzigen Schlafrocke die Hand aus, um damit einen Kreis zu beschreiben, als wolle er mit dem Stolze eines Geizhalses, der jahrelang verrostete Münzen zusammenscharrte, sagen: „Dies alles ist mein!“

Und so traurig auch all diese Schätze aussahen, um die sich herumzustreiten eine Torheit wäre, entzog dennoch dieser Mann seiner Frau an ihnen das Eigentumsrecht, indem er sich für das Haupt und den Herrn des Hauses im vollen Sinne des Wortes erklärte. Dies alles gehörte nur ihm: dieser erloschene

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/062&oldid=- (Version vom 1.8.2018)