Seite:Zapolska Käthe.djvu/074

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Dies tat er ziemlich gewandt und suchte sodann mit den klappernden Fingern die allerkleinsten Stückchen Zucker heraus. Dann stellte die eine Tasse an das andere Ende des Tisches und bat die Gattin mit höflicher Handbewegung, an diesem bescheidenen Imbisse teilzunehmen.

„Bitte, meine Gnädigste! Ist auch dieses Mahl weit entfernt von jenen lukullischen im Hause Ihrer Frau Mama, so geruhen Sie doch, mit Ihrer Beteiligung mich zu beehren. Gern biet’ ich Ihnen, was ich bieten kann. Wie gut, daß dies wenigstens etwas ist, denn von Ihrer Seite habe ich, außer Grimassen und allerlei Gerümpel, leider gar nichts zu erwarten!“

Jene Teestunde war nämlich die gewohnte Tageszeit, in der die Ansprüche dieses Mannes in den Vordergrund traten, – hauptsächlich wegen der Enttäuschung, die er erlitten, weil er mit der Frau nicht die erhoffte Mitgift erhielt. Nur deshalb entzog er sie allen häuslichen Geschäften und nahm ihr alle Selbständigkeit, indem er ihr beständig ihre Armut vorwarf und sie mehr als Magd denn als Gattin behandelte.

Sie aber nahm ihre Rolle hin in Demut und Gehorsam. Im Hause, welches für sie keinen Reiz mehr hatte, schleppte sie sich von Winkel zu Winkel, vermochte aber nicht, die Leere jenes törichten, schlecht erzogenen Weibes auszufüllen, welches nicht Unterhaltung in sich selbst, in Büchern oder nützlichen Beschäftigungen findet.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/074&oldid=- (Version vom 1.8.2018)