Seite:Zapolska Käthe.djvu/105

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Augen zu. Nur ab und zu richtete sie den Blick nach den bläulichen Sternen mit dem zarten Gelb in der Mitte. Der Fliederduft drang bis an ihr Bett und die Augen schließend zog sie ihn mit den zitternden Nasenflügeln ein. Die Hand aber nach den Blumen auszustrecken wagte sie nicht.

Budowski stand inzwischen immer noch vor Käthe und überschüttete sie mit einem wahren Hagel von Schmähungen. Ebenso widerlich, wie lächerlich sah er in seinen riesigen Filzschuhen und der Flanelljacke seiner Frau aus, die er morgens aus – Sparsamkeit anzog und die, vor Jahren mit rotem Vorstoß und hinten einer breiten Falte verziert, sich auf seinen spitzen Schultern förmlich stemmte, sodaß die Taille dicht unter den Schulterblättern saß.

Sein Zorn wuchs noch, je hartnäckiger und beredter Käthe sich zu verteidigen suchte.

„Alle Frauen lieben die Blumen!“ sagte sie, ihrer Herrin sich zuwendend, als suche sie dort Unterstützung. „Übrigens muß man unter das Muttergottesbild auch Blumen stellen.“

„Hier ist keine Herrin!“ rief Budowski. „Hier bin ich Herr und die Mutter Gottes mag sich ohne Blumen behelfen!“

Da Julia sich noch immer nicht rührte, blickte Käthe nach dem über dem Bett hängenden Muttergottesbilde und es war ihr, als verlangten sie beide sehnlichst nach dem Flieder. Und mit plötzlichem Entschlusse näherte sie sich Julia, um die alte rote Decke, unter der sie lag, mit einem duftigen Blumenregen

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)