Seite:Zapolska Käthe.djvu/104

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bildet. Auch vor dem Fenster lächelte kein frisches Grün, nicht einmal ein Fliederzweig schmückte das düstere Zimmer.

Käthe, die von jeher Blumen liebte, namentlich jene billigen mit den großen Zweigen, die sie an ihr Dörfchen erinnerten, kaufte sich einst für drei Groschen einen ganzen Fliederbusch und kehrte mit ihm triumphierend vom Markte heim.

Auf dem ganzen Wege atmete sie den Duft der bläulichen Blüten mit vollen Zügen ein.

Dies erfrischte sie nicht wenig und verdeckte den scharfen Geruch des Schnittlauches und der Zwiebeln, die sie im Korbe trug.

Heimgekehrt, goß sie frisches Wasser in einen kleinen Steinkrug und trug ihn mit den Blumen in das Schlafzimmer, um ihn dort auf die Kommode zu stellen.

Budowski, der sich eben rasierte und im Spiegel Käthe mit den Blumen vorübergehen sah, war ganz verdutzt beim Anblick dieses unerhörten Luxus.

„Blumen? Wozu? Die sind gut für Verschwender, die das Geld zum Fenster hinauswerfen…“

Und bevor Käthe noch ein Wort sagen konnte, fuhr er auf sie los und machte ihr die bittersten Vorwürfe über solche Vergeudung.

Sie verteidigte sich, so gut sie konnte: die gnädige Frau liebe die Blumen, habe sie geglaubt, und dies sei doch keine so große Ausgabe…

Julia schwieg, wie gewohnt, während des ganzen Streites und hörte dem Auftritt mit schlaftrunkenen

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)