Ermattet kauerte sie dann auf dem kleinen Teppich vor dem Sofa, auf dem ein rundes Tischchen mit einer riesigen Lampe stand. Letztere war, obgleich auf einer Auktion für einen Spottpreis erstanden, das wertvollste Hausgerät. Niemals angezündet und mit einem grünem Schirm bedeckt, trug sie ihre Bronceurne mit der Würde der Vorsteherin eines Pensionats für höhere Töchter.
Budowski schätzte sie über alles hoch und reinigte sie eigenhändig mit allerlei aufgesammelten und sorgfältig verwahrten Lappen von verschiedener und ziemlich geheimnisvoller Herkunft.
Außer der Lampe befanden sich im Salon noch ein Sofa, sechs mit Seegras gepolsterte und mit kirschrotem Wollstoff überzogene Sessel und zwei kleine Landschaftsbilder in Öldruck, auf denen die vorderen Bäume kleiner waren als die hinteren.
Ferner eine Wandnische mit Porzellanfiguren und Tassen, Riechfläschchen und Nippsachen, sowie einigen Büchern. Und endlich hingen vor den niedrigen Fenstern an weißlackierten Stangen Musselinvorhänge in gewöhnlichem Muster in steifen, wie gebrochenen Falten.
Obgleich im Salon nur wenig Platz war und die Gegenstände sich fast berührten, herrschte darin fast die Öde eines Hotelzimmers mit grauen, einförmigen Tapeten.
Es fehlte die Hausfrau mit ihrem Nähtischchen und niedrigen, weichen Sesseln, und der einfache Blumentisch, der die Hauptzierde der ärmeren Wohnungen
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)