Seite:Zapolska Käthe.djvu/191

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Wenn sie jetzt, das fühlte sie, dies Haus verließe, wäre alles vorbei und ihn sähe sie niemals wieder.

Und voller Verzweiflung bearbeitete sie mit dem stumpfen Hackmesser das Fleisch, dessen blutige Masse auf der Tischplatte sich ausbreitete. Dann nahm sie aus einem Töpfchen das angefeuchtete Kommisbrot heraus, um es mit dem Fleische zu mischen. Fleischklößchen sollten dies werden, also durchaus kein feines Gericht. Dabei aber sparte sie an Fleisch und nahm die Hälfte Brot dazu.

Dies gab ihr zwar viel zu denken. Der Herr würde ja doch nicht dahinterkommen, ob mehr oder weniger Fleisch sich in der Mischung befinde, die sie mit den Fingern knetete.

Ein viertel Pfund Fleisch – das wäre schon viel erspart.

Die Herrin würde zufrieden sein, und sie selbst hätte wieder ihre Ruhe…


So nahm Käthes Ehrlichkeit allmählich eine immer dunklere Färbung an und der Wunsch, in Johanns Nähe zu bleiben, gab ihr tausend Ausflüchte ein, mit denen sie ihr Gewissen einschläferte.

Die schlechten Beispiele, die sie von Jugend auf umgaben und die Atmosphäre von Lug und Trug, in der sie aufgewachsen, übten gleichfalls ihren Einfluß auf sie aus und unterdrückten in ihr alle guten Triebe.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/191&oldid=- (Version vom 1.8.2018)