Seite:Zapolska Käthe.djvu/219

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geben, deren Schauplatz oft die ganze Küche und Werkstatt sei.

„Wenn es mich ankommt, möcht ich jedem ins Gesicht schlagen. Dann beruhigt mich nur „Vanillenlikör“. Der tut mir so gut, daß ich sofort einschlafe“.

Lachend schlug Johann jetzt vor, dies Mittel auch hier anzuwenden. Auch er leide manchmal an den „Nerven“, namentlich wenn man ihm den Kehricht auf den Hof werfe. Daher möchte er versuchen, ob die „Frau Meisterin“ die Wahrheit gesagt habe.

Der Schlosser aber wollte dies nicht zulassen, weil er jetzt an der Reihe sei, zumal, da es sich einfach um eine Arznei für seine Frau handle.

Nach dem dritten Gläschen wurde es Käthe ganz eigentümlich zu Mute. Trinken mußte sie, sonst zürnte ihr die Gesellschaft und nähme sie niemals wieder mit. Wußte sie doch sehr wohl, was die Höflichkeit verlangt.

Nur schwindelte ihr nach dem letzten Likör der Kopf, als fühle sie darin etwas Fremdes, irgend einen Klumpen, den man ihr wider Willen hineingelegt. Bäume und Menschen, Gläser und Tische, alles verwirrte sich vor ihren Augen, bis sie mit beiden Händen sich auf den Tisch stemmte, um sich den Anschein völliger Nüchternheit zu geben.

Ja, gewiß war Johann der bravste Mensch auf der Welt, da er sie so gut behandelte und wie eine Gräfin bewirtete.

Womit hatte sie so viel Güte verdient, und wie sollte sie ihm dafür danken?!

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/219&oldid=- (Version vom 1.8.2018)